Mit jugendlicher Energie und in direktem Kontakt mit ihrem Publikum zeichnet Steffi Jöris Emotionen des Erwachsenenwerdens nach. Die 27-jährige Niederländerin weckt mit ihrem Stück „Ich gegen mich“ die Sympathien der Zuschauer. Manch einer, der selbst gerade diese Erfahrung macht, mag sich durch die Unverblümtheit, mit der die Tänzerin agiert, auch peinlich berührt fühlen – wie das eben so ist in der Pubertät.
Das Publikum ist rundum im Raum platziert. Jeder sieht jeden und nicht nur die Akteurin, die zu Beginn ein Liedchen trällernd auf der Schaukel sitzt. Immer höher, immer höher will sie hinaus. Doch dann wird das Kind sich einer Veränderung bewusst. Es wird erwachsen.
Ab diesem Moment greift eine andere Energie um sich, ein heftiger Kampf mit der Wand, eine Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen des Körpers. Steffi Jöris verausgabt sich in einem rasenden Tanz, sucht unter einem Haufen von Kleidern das richtige Outfit, stolpert auf ihren Stöckelschuhen durch den Raum, fällt immer wieder zu Boden.
Diese unerbittlichen physischen Aktionen geben ein eindrucksvolles Bild der widersprüchlichen Emotionen in der Zeit der Pubertät. In jeder Phase ihres Widerstreits wendet Jöris sich auch ans Publikum, macht es zu als Mitspielern und zu Komplizen – mal schüchtern, dann wieder herausfordernd, aber immer authentisch.
Trotz des schwächelnden Beginns (warum der schlecht gesprochene Text aus dem Off kommen muss, um die Veränderung anzukündigen, ist mir schleierhaft) überzeugt die junge Tänzerin mit ihrer Präsenz und ihrem schonungslosen Einsatz letztlich alle.
Steffi Jöris: „Ich gegen mich“, Dschungel Wien am 4. September 2014 (Premiere). Weitere Vorstellungen: 5. September, 3. und 4. Dezember, 12. und 13. Jänner.