Ein Flamencofest zelebriert María Pagés und ihre Compagnie in ihrer Produktion „Utopía“, die vom brasilianischen Architekten (der Hauptstadt Brasilia) Oscar Niemeyer inspiriert wurde. Sieben TänzerInnen und sieben Musiker – alle außergewöhnliche KünstlerInnen ihres Fachs – begleiten ihre Meisterin María Pagés auf einen „Weg durch acht Landschaften“.
Flamenco in Vollendung. Souverän spielt María Pagés mit den Konventionen, stellt sie auf den Kopf und setzt sie neu zusammen. Ihr Tanz ist erdig, elegant, leidenschaftlich temperamentvoll und erhaben kontrolliert. Einmal tritt sie im schlichten Hosenanzug auf oder in einem eng anliegenden schlichten grauen Kleid, dann wieder wird ein rubinrotes Kleid mit langer Schleppe zur Kulisse ihres Tanzes, ihre Cola de bata zu einem gefährlichen Biest oder einem gezähmten Schmusetier, das Spiel mit dem Fächer zu einem Gespräch mit dem Publikum.
Pagés und die begabten jungen TänzerInnen ihrer Compañía zieht alle Register – tänzerisch, theatralisch, musikalisch. Das einfache Bühnenbild besteht aus drei verformbaren Kurvenelemente, die auf Seilen von der Decke hängen (in Anlehnung an Niemeyers architektonisches Element der frei schwebenden Kurve). Manchmal scheinen sie sich den tänzerischen Bewegungen anzupassen, dann wieder setzen sie einen Kontrapunkt dazu. In drei der acht Stationen gesellte sich ein brasilianischer Sänger und Gitarrist zu den spanischen Musikern und brachte Samba-Flair in den strengen compás flamenco. Dann wiegten die TänzerInnen sich sanft in den Hüften, während die Füße in einem Feuerwerk an Zapateados auf den Boden knallten. Und dieser kulturelle „Synkretismus“ brachte eine völlig neue und – bei aller Widersprüchlichkeit der beiden Musikarten – congeniale Facette. Ein insgesamt betörender Abend im Festspielhaus St. Pölten.
María Pagés "Utopía", Festspielhaus St. Pölten am 14. November 2014. Weitere Vorstellung: 15. November