Seit 1996 hat der russische Performancekünstler Oleg Soulimenko seinen Lebensmittelpunkt in Wien. 2012 ist er Festwochen-tauglich geworden und fand in Folge mit seiner zweiteiligen „A Visit to this Planet“ Anerkennung. Kein Zweifel, Soulimenko ist gut vernetzt in Österreichs Performanceszene. Nun stellte er im Tanzquartier Wien sein neuestes Oeuvre „The Dance I Don’t Want to Remember“ vor.
Auch der Lichtdesigner darf tanzen, aber das macht nichts. Die Haupttätigkeit der einstündigen Aufführung „The Dance I Don’t Want to Remember“ liegt nämlich vor allem im Bühnenbildauf- und umbau. Da werden die Versatzstücke – eine zweigähnliche Konstruktion, Kabel, Wollfäden, Klebeelemente, Klebestreifen etc. – , die Alfredo Barsuglia auf der Bühne verteilt oder in die Kostüme integriert hat, ständig neu positioniert und verklebt. Während die Tänzer als Bühnenarbeiter agieren, arbeiten sich vor allem die Frauen tanzend ab, zuerst Olivia Schellander, dann Jasmin Hoffer. Sie ist nach dem Abgang der Gruppe von „GasttänzerInnen aus Wien“, die zuvor aus dem Zuschauerraum auf die Bühne geströmt waren und ihr Tänzchen absolviert haben, einsam in einer Ecke übrig geblieben. Sie tanzt und tanzt und tanzt, doch keiner der anderen nimmt sie wahr. Aber die anderen haben auch nicht viel miteinander zu tun. Ein Trio findet sich zusammen und robbt als dicke Raupe über die Bühne.
Erst am Ende, Achtung!, Interaktion: Die sieben TänzerInnen bauen Körperskulpturen, die letzte ist ein bewegliches Klettergerüst: Hoffer hantelt sich darauf zum letzten Bühnenrequisit und nimmt das von der Decke hängende Netz ab.
Oleg Soulimenko hat mit dem Thema der Körpererinnerung ein In-Thema in der Performanceszene gewählt, auch wenn er es negativ benennt. Die Referenz an den Vandekeybus-Klassiker „What the Body Does Not Remember“ bleibt ohne Widerhall.
Woran Soulimenko und seine Akteure sich (nicht) erinnern wollten, ist schwammig und unklar. Bei der Umsetzung ist ihnen jedenfalls keine einzige originelle Idee gekommen, denn alles, was man hier sieht, hat man schon zig-mal woanders erlebt. Der Konzeptualist Soulimenko agiert nach dem Motto „anything goes and nothing matters“.
Vielleicht will er ja wirklich einfach seinem Titel treu bleiben, und sich an nichts erinnern. Aber braucht es dafür ein Publikum?
Oleg Soulimenko "The Dance I Don't Want to Remember", Uraufführung am 10. Jänner 2014 im Tanzquartier Wien/Halle G. Weiter Vorstellung; 11. Jänner.