Ihren zweiteiligen Soloabend „In a world full of butterflies, it takes balls to be a caterpillar … some thoughts on falling“ hat die südafrikanische Choreografin Robyn Orlin für zwei wunderbar charismatische TänzerInnen und PerformerInnen kreiert: für die aus dem Kongo stammende Elisabeth Bakambamba Tambwe und den klassisch trainierten Eric Languet aus La Réunion.
Elisabeth Bakambamba Tambwe ist eine jener Frauen, die ihr Selbstbewusstsein und ihre Energie in einer warmen Welle ausstrahlen. Selbst als sie noch im Zelt gefangen ist und damit hilflos über die Bühne wankt, hat sie die ZuseherInnen schon in ihrem Bann gezogen. In ihrem Solo geht es um Transformation. Als Symbol ihrer Vielfach-Transformationen kämpft sie sich auf der Bühne tapfer mit sperrigen, bunten Zelten und einem multifunktionalem Kostüm (Birgit Neppl) ab. Und für die Transformationen, die afrikanische Frauen heutzutage besonders oft vornehmen müssen, ist die Tänzerin selbst ein treffliches Beispiel. Im Kongo geboren, in Frankreich aufgewachsen ist ihre erste Sprache französisch. Doch da ist sie nun in Wien, wo sie lebt, mit einer (weißen) Südafrikanerin arbeitet, muss sie ihre Performance auf Englisch abliefern. Sie macht das mit einem sehr charmanten Akzent. Doch Elisabeth Bakambamba Tambwe ist nicht kokett, sondern sehr erdverbunden und schätzt sich realistisch ein. Ihre Rolle in dem Endlostitel, den Orlin diesen zwei Soli gegeben hat („In a world full of butterflies, it takes balls to be a caterpillar … some thoughts on falling“), sieht sie als jene des „caterpillar“, also der Raupe. Nach den glamourös-katastrophalen Schicksalen, die Berühmtheiten wie Grace Jones, Billy Holiday oder Nina Simone erlitten haben, ziehe sie es vor, eine Raupe zu bleiben, sagt Elisabeth Bakambamba Tambwe.
Das Fliegen ist eher die Domäne von Eric Languet. Als klassischer Tänzer will er immer hoch hinaus, und schwingt sich am Ende seines Solos auf Spitzenschuhen und im Tutu als Giselle auf eine über der Bühne schwebende Reckstange und träumt von Ikarus und Daedalus.
Orlin hat für diese beiden Stücken, die sie am Ende der 90 Minuten wieder miteinander verbindet, biografische Versatzstücke der beiden SolistInnen zum Inhalt gemacht. Ihr Ausgangspunkt für ihre „Gedanken zum Fallen“ seien die fallenden Menschen aus den Twin Towers zu 9/11 gewesen, schreibt sie im Programmheft. Die politische Metapher, die sie davon herleitet ist theoretisch interessant, wird aber auf der Bühne nicht weiter erschlossen. Egal, das Ergebnis ist wegen der beiden charismatischen PerformerInnen kurzweilig und unterhaltsam – trotz einem Zuviel an plumper Publikumsanmache (besonders von Eric Languet).
Robyn Orlin: „In a world full of butterflies, it takes balls to be a caterpillar … some thoughts on falling“ am 31. Jänner 2014 im Tanzquartier Wien