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tqwcummingitalkGemeinsam mit dem Regisseur Yosi Wanunu sinniert Stephanie Cumming über die modische Metapher der „sozialen Choreografie“. Die Sprache des Körpers und der gesprochene Text fließen zu einer witzig-ironischen Performance zusammen, in deren Zentrum sich Cumming als eine mit allen Wassern der Bühnenkunst gewaschene Akteurin präsentiert.

Ich tanze, also rede ich. Stephanie Cumming betrachtet ihre Stimme seit jeher als Teil des tanzenden Körpers und lässt sie live oder elektronisch verfremdet, gedoppelt, zurückgespielt, mit sinnvollem oder sinnlosem Text gern erklingen. In ihrem jüngsten Solo geht es vor allem um die tanzende Stimme, denn Cumming kann mit der Stimme, flüsternd, schreiend, schmeichelnd, raunend, auch quiekend und gackernd, tatsächlich tanzen. Diesmal vermittelt sie dem Publikum direkt und unmittelbar, quasi von Aug zu Aug, Nachvollziehbares, wenn auch keineswegs Akademisches. Im abscheulich hautfarbenen Body und einem mehrfach wandelbaren rosa Seidenrock (schwarz gefüttert) belehrt sie uns auf überaus unterhaltsame Weise über den Zusammenhang zwischen Bühnentanz und Gesellschaft (oder Politik), ausgehend vom Schlagwort des „social dance“ und den Thesen des Autors Andrew Hewitt, der behauptet, dass „social choreography“ nicht nur eine Metapher sei, sondern eine enge Verbindung zwischen den Strukturen des Tanzes (des Balletts) und den Strukturen der Gesellschaft bestehe. Der Tanz, so Hewitt, bildet die Gesellschaft ab, was auch an seiner Geschichte abzulesen ist. So schürzt Cumming als Isadora Duncan den Rock, zeigt Bein und haucht ins Mikrofon. Sie erzählt uns schwanengleich vom Ballett und gibt den KritikerInnen Argumente für die politische Notwendigkeit eines „sitting“ und gleich drauf für die noch notwendigere Notwendigkeit des „standing“ Acts. Sie spielt mit Wörtern und Begriffen (Text von Yosi Wanunu, aufgepeppt mit Originalzitaten von Andrew Hewitt, Michel Foucault und anderen), streift von einem Thema zum anderen, beklagt sich, dass das Publikum vieles über die Darstellerin weiß, weil sie sich exponiert, aber sie nichts über das Publikum weiß und auch das Entertainment wird zu einem Recht gezwungen: Anna Ludwig-Tchemodourova und Zufar Zaripov, achtfache österreichische Turniertanzmeister, legen ganz ernsthaft einen rasanten Jive auf die Bretter, die seit jeher die Welt bedeuten. Die beiden haben es gut, sie betreiben Sport, haben ihre Regeln und müssen sich nicht politisch einordnen. Aber auch dem Publikum ist es erlaubt, sich einfach zu amüsieren, sich an Cummings Bühnenpräsenz, ihrem differenziertem Mienenspiel und der vokalen Wandlungsfähigkeit oder auch an ihren rollenden, blitzenden oder sittsam gesenkten Augen zu erfreuen und ihr breites Repertoire (vom Bühnentanz bis zum Kabarett) zu bewundern.

Damit niemand unter der Last der Beziehung zwischen Choreographie und den gesellschaftlichen Zuständen zusammenbricht, wandelt sich die Solistin am Ende mit rotem Kamm und gelbem Federkleid in den Chickenman und huldigt der Chickenitiy (auch Hühner sind Menschen). Man darf sich unterhalten und begeistert applaudieren. Die klugen Bemerkungen des Andrew Hewitt in seinem Werk „Social Choreography: Ideology as Performance in Dance and Everyday Movement“ kann man ja immer noch nachlesen.

Toxic Dreams / Yosi Wanunu / Stephanie Cumming: „I Dance Therefore I Talk“, Meditationen über soziale Choreografie. Uraufführung, 7. Februar 2014, Tanzquartier.

Und hier kann man Social Choreography: Ideology as Performance in Dance and Everyday Movement“ von Andrew Hewitt direkt bestellen:

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