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beginthebeguine72dpiJan Lauwers, „Artist in Residence“ des Burgtheaters, inszeniert John Cassavetes „Begin the Beguine“ am Akademietheater mit Burgschauspielern und Tänzerinnen der Needcompany. Zwei alternde Lebemänner in Endzeitstimmung lassen es noch einmal krachen. Der eine hofft auf Liebe, der andere hängt den Gespenstern seiner Erinnerung nach. Die Methoden der Sinn- und Erfüllungssuche dieser grauen Panther, in denen mehrere Damen eine Rolle spielen, mögen höchst zweifelhaft sein und nichts für allzu sensible Gemüter, Unterhaltungswert kann man den Ergüssen auf der Bühne aber nicht absprechen.

Cassavetes „Begin the Beguine“ spielt auf den gleichnamigen Cole-Porter-Evergreen an, einen Song, der von der Macht der Erinnerung, ausgelöst durch Musik, handelt. „Beguine“ ist ein rumba-ähnlicher Gesellschaftstanz im 4/4 Takt, der Name wird von dem französischen Wort s´embéguiner für „um jemanden werben, flirten“ abgeleitet. Das alles spiegelt sich in John Cassavetes Skript. Er gilt als einer der Wegbereiter des Independent Films, mit legendären Filmen wie „Shadows“, „Opening Night“ oder „A woman under the influence“. „Begin the Beguine“ hat er seinen Freunden und Schauspielern in vielen seiner Filme, Peter Falk und Ben Gazzara, auf den Leib geschrieben. Zur Realisierung kam es nicht mehr, er starb 1989, eineinhalb Jahre später. Mehr als zwanzig Jahre danach wird das Stück nun im Akademietheater von Jan Lauwers mit Musik, Live-Kamera, Video-Einspielungen und Tanz in Szene gesetzt und uraufgeführt.

Das Stück ist eine Allegorie über die Liebe und das Leben, die Jan Lauwers auf verschiedenen Bereichen der Bühne inszeniert. Auf der Vorderbühne befindet sich die Absteige der beiden Gestrandeten, Gito (Falk Rockstroh) und Morris (Oliver Stokowski): ein braun-beiges Sofa vor einer verschiebbaren Wand mit überdimensionalen Blütenmuster (das Schlafzimmer!), ein Tisch, zwei Stühle und ein Kühlschrank. Auf der hinteren Bühnenhälfte ist ein Garderobeständer mit Kleidern und zwei Schminktischen. Inge Van Bruystegem und Sung-Im Her ziehen sich dort vor den Augen des Publikums um, schminken sich und verwandeln sich in unterschiedliche Rollen. Dabei begleitet sie eine Live-Kamera (Sophie Lux), die Aufnahmen werden projiziert. Close ups, bewegte Handkamera, Unschärfen, plötzlich endende Sequenzen referieren auf Cassavetes Stilmerkmale. Auch Ausschnitte der verdeckt stattfindenden Szenen, hinter der Schlafzimmerwand, sieht man auf dieser Leinwand (Maarten van der Put).

Die Beschäftigung der Herren reduziert sich darauf, zu schwadronieren, in Depressionen oder Manie zu verfallen, oder aber Damen vom Escort-Service zu bestellen, die sich jedoch alles andere als gefügig zeigen. Sie „tanzen an“ und es senken sich die großen Bühnenscheinwerfer zur Clubatmosphäre herab, dann wieder bleibt es bei köstlichem verbalen Austausch, bei denen die Damen den Herren zuweilen bitteren Wein einschenken. Großes Schauspielertheater, bei dem das Publikum die sexistischen Tendenzen verzeiht und heftig applaudiert!

„Begin the Beguine” John Cassavetes, Uraufführung von 1.3.2014, Regie, Bühne und Licht: Jan Lauwers. Nächste Vorstellungen im Akademietheater: 9., 10., 29.3., www.burgtheater.at

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