Im Augarten sind die Detektive unterwegs. Der 6jährige Wim wird gesucht. Samt neuem Fahrrad, Milchflasche und Reiseführer ist er abgehaut. Die Eltern sind verzweifelt. Nach einem berühmten holländischen Kinderbuch hat Sara Ostertag ein interaktives Theaterspiel geschaffen, das Volksschulkinder auf ein Abenteuer mitnimmt bei dem sie allerlei Komisches und Aufregendes erleben. Vorausgesetzt, dass es nicht regnet.
Der Augarten im 2. Wiener Bezirk lockt nicht nur mit getrimmten Büschen, Blumenrabatten und geschnittenem Rasen, er hat auch einen wilden, ungepflegten Teil. Einen echten Urwald. Dorthin wandert die Kinderschar, samt den überaus amüsierten Eltern, um Wim zu suchen. Zwei Parksheriffs (richtiger, ein Sheriff und eine Sheriffin, Rino Indiono, Mira Tscherne) führen die Gruppe, bringen ihnen skandierend wichtige Such-Regeln bei und üben das Verhalten bei drohender Gefahr: Gewitter , wilde Tiere, springender Waldgeist. Brav spielen Väter und Söhne, Mütter und Töchter mit, doch fürchten will sich niemand. Das kränkt den Waldgeist und er will kündigen und lieber Recycling-Künstler werden.
Neben dem Parkpersonal sind nur noch zwei Darstellerinnen nötig (die Tänzerinnen Steffi Jöris und Maartje Pasman), um in verschiedenen Rollen für unheimliche und sonderbare Begegnungen zu sorgen. Mit vollem Körpereinsatz sind alle vier Darsteller dabei, schonen sich nicht, wenn sie bäuchlings über den Kiesboden schlittern oder an den Ästen hängen, bellen, jaulen und säuseln und helfen den Kindern Indizien für Wims Weg durch den Augarten-Wald zu finden. Es wird getanzt, geturnt, gesungen und auch geliebt, denn Romeo und Julia (im weißen Brautkleid) wirbeln als glückliches Paar durch die Gegend.
Feines Sommertheater für junge Kinder, abwechslungsreich, witzig, ohne moralischen Zeigefinger, doch überaus bewegt.
Dschungel Wien: „Wim ist weg“, interaktives Theater im Augarten, 9. Juni 2015.
Weitere Vorstellung bis 22. Juni.