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ikarusErik Kaiel erarbeitete mit den Tänzern Steffi Jöris, Maartje Pasman und Rino Indiono erstmals eine Choreografie im Dschungel Wien. In dem Stück „Ikarus oder der Traum vom Fliegen“ werden Themen wie Flucht, Freiheit und Geborgenheit behandelt ohne die Fantasie der jungen Zuseher (empfohlen ab 6 Jahren) einzuengen. Denn die „Geschichte“ wird allein durch Bewegung und Musik (und mit Hilfe einiger Requisiten) erzählt.

Erzählt wird das Schicksal einer Familie, in der Vater. Mutter und Kind friedlich miteinander leben und spielen, aber auch vom Fliegen, also von der Freiheit träumen. Aus einem Ruder wird ein Propeller, ein Turnschuh wird zum auf den Meereswellen schaukelnden Boot. Oder die drei versuchen wie der titelgebende Ikarus die Bewegungen der Arme zu üben, die schließlich zum Abheben führen sollen. Auch das wird schon eifrig geprobt. Aber sie haben auch andere gemeinsame Ziele, vielleicht zusammen zu backen. Plötzlich werden die zufriedenen Drei aber von einem verstörenden Ereignis aufgeschreckt und müssen mit dem Boot an einen anderen Ort. Sie stranden, aber sie leben. Das Fremde macht ihnen Angst, treibt sie in eine innere Isolation. Doch gemeinsam schaffen sie es, ihre gewohnten Tätigkeiten wieder aufzunehmen und ihren Traum vom Fliegen weiter zu verfolgen.

Erik Kaiel hat diese hochbrisanten Thematik für sein Zielpublikum empathisch aufbereitet: Mit etwa einem Dutzend Schwimmwesten verändern die Tänzer ihren Aktionsraum, verwandeln den geschlossenen Raum in ein offenes Meer oder in ein enges Gefängnis. Bilder des Wiedererkennens (zum Beispiel wenn die drei nach der Bootsüberfahrt bäuchlings auf dem Boden liegen) werden wie beiläufig eingesetzt. Ernste, ja bedrohliche Momente lösen sich in leichten, auch humorvollen Szenen auf und entlassen die Zuschauer mit einem friedvollen Gesamteindruck. Die Kinder im Publikum waren 50 Minuten lang gebannt bei der Sache, auch weil die einfühlsamen Tänzerinnen und Tänzer des Dschungel-Ensembles die Choreografie mit berührendem Minenspiel begleiteten und damit in den (teils abstrakten) Tanz eine weitere Verständnisebene einfügten.

In den Niederlanden wird Kaiel als einer der vielversprechendsten Choreografen auf dem Gebiet des Jugendtanzes gehandelt. Schön, dass er nun auch in Österreich angekommen ist!

Erik Kaiel: „Ikarus oder der Traum vom Fliegen“ am 23. Jänner 2016 im Dschungel Wien. Weitere Vorstellungen: 11.bis 13., 22. bis 24. Februar, 10. bis 12. April 2016