Der weibliche Körper als Projektionsfläche. Hanna Rohn und Signhild Wærsted kennen einander seit ihrem Master Studium in Performance Making an der Goldsmiths, University of London. Seit zwei Jahren arbeiten sie als Performance-Duo an einem gemeinsamen Projekt: „Collateral Damage“, das sie als sehenswerte Work in Progress zeigten und anschließend zur Diskussion stellten.
Hanna Rohn (*1987, Linz, Österreich) kann schon seit 2012 auf künstlerische Erfahrung verweisen so wie weiters auf ein abgeschlossenes Studium in Gender Studies an der Universität Graz. Signhild Wærsted (*1985, Norwegen) arbeitet als Performerin, Tänzerin, Choreographin und Lehrerin, ihre Bühnen-Produktionen erstrecken sich von Performances für Kinder über Live Art bis hin zu Installationen. All dies mag als Hintergrund mitschwingen und zur vermittelten Ernsthaftigkeit beitragen, wenn sie nun und nach umfassenden Recherchen ein erstes Zwischen-Ergebnis ihrer gemeinsamen Arbeit auf die Bühne stellen. Auch wenn dabei noch das eine oder andere in der Luft oder auch ein wenig durch-hängt, ist ein vielfältig schattierter roter Faden zum Thema so ausgelegt, dass man auf das Endprodukt, das im Herbst in Graz aber auch in Norwegen gezeigt werden soll, gespannt sein kann.
Der weibliche Körper als Projektionsfläche – so das Thema und damit eine anspruchsvolle Herausforderung ob seiner Vielschichtigkeit, der unzähligen Vorgaben und letztlich auch ob des heiklen Inhalts. Einer ihrer Kerngedanken geht vom Wort Eroberung aus, dessen Inhalt bekanntlich sowohl im Militärischen wie in Bezug auf Frauen Verwendung findet. Ergänzt durch die Tatsache, dass Markierungen vor Schönheitsoperationen denen auf Militärkarten zwecks Planung der Vereinnahmung ähneln. Der Körper als Territorium – welche Grenzen sind zu beachten, welche (erogenen) Zonen zu respektieren, welche Beschneidungen zu verbieten? Mittels Markierungen auf dem in Plastikfolie eingehüllten Körper setzen sie Rohn und Wærsted diese Überlegungen, Empfindungen in mehrfacher Weise gut um; bislang primär verbal über Lautsprecher sowie optisch und so sollte an einem Mehr an bewegungsimmanenten Möglichkeiten noch gearbeitete werden. Im körperimmanenten Sinne aber bereits gut vor- und aufbereitet ist die bewegungssprachlich arrangierte Szene um Abhängigkeit voneinander bzw. um den Kampf um Führungsposition mithilfe von zu Seilen gedrehten Folien. In dieser Art nachwirkend auch schon die Eingangsszene, in der die Marionetten-Frau (in Folie gehüllt) auf die Bühne getragen und benutzt wird sowie passend zum eingesprochenen Text Manipulationen über sich ergehen lassen muss. Schön auch die mehrfache Symbolik, die bei der Selbstbefreiung aus dem Folien-Käfig eingesetzt wird.
Die anregende Diskussion im Anschluss an die Performance war ein abschließender Beweis dafür, dass sich da schon einiges vermittelt hat und dass dem mit tragfähiger Eigenständigkeit arbeitenden Duo eine gute Weiterarbeit zu wünschen ist.
Hanna Rohn und Signhild Wærsted „Collateral Damage“ am Freitag, 4. März 2016 auf der Probebühne/Theater im Palais, Kunstuniversität Graz. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Zentrum für Genderforschung sowie dem Institut Schauspiel der Kunstuniversität Graz.