Ein Versprechen war „Synæsthesia³“. Eine wirrende und flackernde Gleichzeitigkeit, ein hybrider Raum, ein Fließen von Strömen und Bewegungen, die sich durch audiovisuelle Kunst, Choreografie, Performance und Musik generiert haben und in Kooperation des Tanzquartier Wien und sound:frame Festival kulminiert sind. Die Besucher, die sich an diesem Abend auf dem Weg in die Halle E des Museumsquartieres gemacht haben, wurden in einer Uneindeutigkeit zwischen Festival und Club empfangen.
Was man hier fokussierte, war gerade die Qualität des Ineinandergreifens und Überlagers der nationalen und internationalen künstlerischen Positionen. Den Anfang machte Noé Soulier, darauf folgte einer der führenden japanischen Künstler und Komponisten Ryōji Ikeda, der mit „Test Pattern“, in einer rasenden Geschwindigkeit ein äquivalentes Arrangieren von flackernden schwarz-weiß Flächen und elektronischen Sounds, erfahrbar machte.
Der Aktionsraum, des ebenfalls aus Japan stammenden Künstlers Hiroki Umeda, bildete einen ähnlichen energetischen Sog und Strudel aus Lichtpunkten - balancierend zwischen choreografiertem Körper und bewegtem Bild war er einer der Höhepunkte an diesem Abend.
Nach der Performance von Liquid Loft formuliert Planningtorock eine klare politischen Aussage, die innerhalb der gezeigten Positionen eine bedeutende Rolle einnimmt: „All Love’s legal.“ Die Musik ist auffordernd, kann normative Formen aufbrechen und wird konsequent in der Formverfremdung der Visuals fortgesetzt.
Ein Rausch, Taumeln und sich Winden umeinander, zeigten Jefta van Dinther und Thiago Granato in einem Ausschnitt von „This is concrete“. Getragen wurde dieses Verlangen vor allem durch die elastischen, fast zu zerfließen scheinenden Körper der Performer und den Techno Beats von David Kiers. Diese Arbeit bildete den Abschluss der performativen Interventionen, bevor dann die DJ-VJ-Sets von CID RIM + Nita und Joja + Hoopa + Ferdinand Glück übernahmen.
Letztlich ging es nicht ausschließlich um die kuratierte Bewegung auf den installierten Bühnen und Projektionsflächen, sondern auch um die Erfahrung der eigenen Körperlichkeit, einem „...Verständnis von Choreographie als Ordnen von Bewegungen“, wie Tanzquartier-Chef Walter Heun es im Interview vorab beschrieb. Ein Verorten - bin ich bloßer Betrachter, oder Akteur, wenn sich die Besucher wie ein Schwarm im Raum konzentrierten, ausbreiteten und wieder neu formatieren?
Was für eine Nacht! Das Versprechen - es wurde gehalten.
Tanzquartier Wien: „Synæsthesia³“ am 12. März 2015, Halle E im Museumsquartier