Pin It

HistoryOfTangoEduard und Johannes Kutrowatz sitzen einander gegenüber, zwischen ihnen zwei Klaviere, auf denen sie meisterhaft Kompositionen von Astor Piazzolla (1921-1992) intonieren. Verpuppt in einem elastischen Kokon baumelt zwischen Seilen Cornelia Voglmayr. Die Tänzerin und Choreografin arbeitet sich von den Armen ausgehend über Schultern und Rumpf durch den Körper. In Höhen und Tiefen, vor- und rückwärts in die Seile führt ihre Reise. Drei Videofenster erweitern die Perspektive, zeigen sie versponnen, im Zangengriff der Natur, aus dessen Geburtskanal sie geboren wird.

Astor Piazzollas Tango Nuevo erweiterte den Tango Argentino nach klassischen Vorbildern. Der Argentinier nahm aber auch Anleihen an der Neuen Musik. Etwa HistoryOfTangoGinterpretiert er Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ neu, die Tänzerin und Choreografin Cornelia Voglmayr lässt  „Winter“ und „Frühling“ in poetischen Köperbildern erwachen.

Aus der Komposition „Histoire du Tango“ spielen die Brüder Kutrowatz drei Sätze: In „Bordel 1900“ beschreibt die Tänzerin in geblümtem Hosenrock (Kostüm: Evelyn Grill) einen Tanz der Puppen. Dieser zitiert noch, nun unsichtbar gewordene Seile, die die Bewegungen steuern. Posen blähen sich hier zu einer lächelnden Vollendung auf, bevor ihnen der Boden entzogen wird und der Körper kraftlos zu Boden sinkt. Es folgen die Sätze „Café 1930“ und „Night Club 1960“, wo Voglmayr mittels pantomimischer Gesten den Körper einer Vermessung unterzieht.

Die Interpretation von Piazollas „Escuola“ spielt mit einem punktgenauen Aufflackern des Körpers im Schwung, mit Drehungen und Sprüngen, die den Tango hell aufblitzen lassen. Nach einer Pause schweben Buchseiten herab und ein beschriebenes Tuch segelt vom Schnürboden, bevor Voglmayr mit flinken Bewegungen Arme und Beine mit dem Maßstab ihres Ellenbogens geografisch auslotet.

„Michelangelo“ ist das große Finale des Abends, das Stück für Stück dieser fast zärtlichen, unaufgeregten Aneignung von Einzelelemente zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen lässt. Die vorangehenden Teile werden dadurch zu einer feingliedrigen Vorstudie, die im Schlusslauf zu ihrer vollen Prägung findet.

„History of Tango. Astor Piazzolla trifft Modern Dance“, Tanz und Choreografie: Cornelia Voglmayr, Klavier: Eduard und Johannes Kutrowatz,  Muth, 4. Oktober 2017 www.muth.at

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.