Energie pur – das ist „ID“ des kanadischen Cirque Eloize, der im Festspielhaus St. Pölten gastierte. Artistik trifft Tanz und macht daraus ein rasantes und unterhaltsames Spektakel, bei dem der Wau-Effekt genauso oft hervorgerufen wird schiere Lebenspower. Ob auf dem Cyrrad, am chinesischen Mast, in der Jonglage, auf dem Fahrrad, auf Inline Skates, hier sind ausgezeichnete (Solo-)Artisten am Werk, die ihr Handwerk souverän beherrschen.
Klar, alle kanadischen Zirkusgruppen sind im Windschatten vom „großen Bruder“ Cirque de Soleil entstanden. Doch die Differenzierung klappt immer besser und führt in dem Genre zu einer spannenden Diversität. Anders als etwa die tanztheatralische Formation „Les 7 doigts de la main“, die in der letzten Saison in St. Pölten zu erleben war, baut der 1993 von Jeannot Painchaud gegründete und seither von ihm geleitete Cirque Eloize, seine Shows auf den artistischen Acts auf ohne damit eine Geschichte zu verfolgen.
Die Kulisse erweist sich durch unterschiedliche Beleuchtungen und Projektionen als überaus wandlungsfähig, ist einmal Wohnhaus, dann Stadt, oder wird als Burg zum vielstufigen Gerät.
Tempo, Tempo, Tempo, heißt die Devise, mit der man das Publikum von Anfang an unter Strom setzt, angefeuert vom musikalischen Drive von Jean-Phi Goncalves und Alex McMahon. Selten waren 130 Minuten so kurzweilig wie mit den Eloizern.
Immer wenn das Gute-Laune-Spiel zu kippen droht, ist wieder Konzentration angesagt, etwa bei der atemberaubenden Balanceakts mit Stühlen oder beim romantischen Tête-à-tête zwischen einem erdgebundenen Tänzer und der Vertikaltuchakrobatin. Am Schluss jedoch wird noch einmal der Virtuosität der Schwerkraftüberwindung mit einem lustvollen Trampolin-Show gehuldigt, dem die Hip-Hop-Tänzer ihre Moves, Spins und Tricks am Boden entgegensetzen.
Cirque Eloize: „ID“ am 18. November 2017 im Festspielhaus St. Pölten