Mit zwei Vorstellungen der „Nussknacker“-Version von Rudolf Nurejew wurde an der Wiener Staatsoper dessen 25. Todestages gedacht. Am Nachmittag und Abend des 6. Jänner wurden Kinder und Erwachsene wieder in die Magie von Drosselmeyer & Co. entführt und damit auch das russische Weihnachtsfest an diesem Tag gefeiert.
In der Abendaufführung tanzte Kiyoka Hashimoto die Rolle der Clara zurückhaltend und ohne zu outrieren: ein verschreckten Teenager eben, der von der ersten Liebesromanze träumt. Robert Gabdullin war Drosselmeyer, der sich in den Traumprinzen verwandelt. In Nurejews Ballett verschwimmen die Grenzen zwischen Fantasie- und Realwelt durchgängig: Eltern und Großeltern erscheinen dem träumenden Mädchen als Fledermäuse mit Riesenköpfen, Die Geschwister Luise (ihr Rollendebüt gab Sveva Gargiulo) und Fritz (Dumitru Taran) stecken nicht nur in den „mechanischen“ Puppen, mit denen Onkel Drosselmeyer die Weihnachtsgesellschaft unterhält, sondern sind auch das Hauptpaar im Spanischen Tanz, die Eltern (erstmals mit Emilia Baranowicz und Alexis Forabosco besetzt) im Russischen Tanz.
Besonders attraktiv sind Nurejew die Ensembleszenen gelungen die Walzer sind glitzernde Highlights in der edel-konventionellen Ausstattung von Nicholas Geordiadis, die ansonsten die düstere Atmosphäre russischer Winternächte im 19. Jahrhundert nachbildet. Natürlich bezaubern auch die Kinder der Ballettakademie, die als Gäste beim Weihnachtsfest, als Ratten und Spielzeugsoldaten einen Großteil des Abends bestreiten. Paul Connelly dirigierte auch diese Vorstellung mit viel Gespür für Tschaikowskis wundervollen Melodienreigen.
Wiener Staatsballett: „Der Nussknacker“ am 6. Jänner, 19:30h in der Wiener Staatsoper. Letzte Vorstellung in dieser Saison: 9. Jänner 2018