Wenn es in Österreich oder Europa einen Rechtsruck gäbe, dann würde das Aktionstheater Ensemble in seiner nächsten Produktion etwas Unterhaltsames liefern, so die Ankündigung im vorletzten Stück „Immersion“, die nun eingelöst wurde. Regisseur Martin Gruber und sein Schauspieler-Dreamteam schaffen das ohne in banale Tagesnews abzudriften und kreieren wunderbares Entertainment, das doch in keiner Minute vom gestellten Thema abweicht.
„Swing. Dance to the Right“ ist ein flottes, intelligent-witziges Spiel über gesellschaftliche Zustände, ein Enactment mit feiner Klinge und hohem Tempo, in denen die Figuren reale Personen ohne plumpe Hinweise evozieren.
Es sei ja nur ein Missverständnis, dass Nazis alle Glatzen hätten. Jener, der auf sie stand, hatte jedenfalls Haarstoppeln unter denen das eintätowierte Hakenkreuz am Hinterkopf zu sehen war, berichtet Isabella (Jeschke). Michaela Bilgeri versucht anhand eines alten Witzes die Ähnlichkeiten zwischen österreichisch und chinesisch darzulegen. Bevor der darauf folgende Streit über Schlagobers oder Sahne sich tot läuft, ergreift Susanne Brandt das Mikrophon und demonstriert marktschreierisch, dass es von Hallstatt zum chinesischen Organhandel nur ein kurzer rhetorischer Schwenk ist.
Während dessen gibt Nicolaas van Diepen nicht nur den gel-frisierten Beau, sondern als eine Art von Tanzlehrer auch den Takt der Choreografie vor. Selbst wenn er mit seiner Gestik Maschinengewehrsalven abfeuert, bleibt sein Lächeln unerschüttert. Und die anderen tanzen brav mit, wie sie halt können, auch wenn die Schrittfolgen bemerkenswert einfach sind.
Musikalisch wird die kurzweilige Show von Andreas Dauböck begleitet, dessen Sound zwischen Tom Waits und Ostbahn-Kurti angesiedelt ist. Bei den lyrischen Passagen singt und spielt Martin Hemmer eine zu Herz gehende Ballade über den kleinen Pinguin. Denn die Geschichte über die Schwimmvögel mit dem aufrechten Gang zieht sich als Metapher für das Einsamkeitssyndrom und als roter Faden durch diese Collage aus Dialogen, Monologen und Aktionen des ebenfalls in schwarz-weiß gekleideten Ensembles.
Auf den Leinwänden am Bühnenrand haben die DarstellerInnen als schwarze Scherenschnitte ihren Videoauftritt (Video: Bella Angora). Das schwarze Blut, das im letzten Drittel herabrinnt, wäscht sie rein und ihre Schatten erscheinen als weiße Figuren. Oder sind das gar nur ihre Seelen? Der kleine, einsame Pinguin erfriert jedenfalls – pitsch patsch …
Aktionstheater Ensemble „Swing. Dance to the Right“, am 12. Jänner 2018 im Werk X. Weitere Vorstellungen am 13., 23. und 24. Jänner