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Disastrous1Silke Grabinger hat für den Dschungel, Wiens Theaterhaus für junges Publikum, eine Produktion über die Katastrophenstimmung, wie sie über die Medien tagtäglich verbreitet wird, kreiert. Mit einem engagierten Cast aus jungen Profis und Jugendlichen ist daraus eine unterhaltsame Revue geworden, die das Thema nicht tiefschürfend sondern eher leger und mit spielerischer Rasanz ins Visier nimmt.

Zeitungen, Zeitungen, Zeitungen überschwemmen die Bühne. Weitere mehr werden zu einem Turm aufgebaut, der dann ebenfalls in sich zusammen fällt. Und es kommt zum ersten Gerangel. Lino, so die MitspielerInnen, ist Schuld, er hat den Stapel nicht genügend fest gehalten – „doch, habe ich schon“, sagt er, aber das Nachrichten-Gewicht war schier überwältigend. Damit setzt Grabinger gleich zu Beginn die Agenda für das knapp 60-minütige Stück, wo auf kurzweilige Weise mit einem Mix aus Tanz und gesprochenen Statements dem Phänomen der Informationsüberflutung (mit desaströsen Nachrichten) nachgegangen wird. Disastrous3

„Overnewsed but underinformed“, die Formel für das Dilemma heutigen Medienkonsums, drückt sich auch in dieser Performance aus, in der unbefangen über Fragen des Glaubens und Zukunftsszenarien wie Überbevölkerung oder Atombedrohung geplaudert wird. Dann wieder wird der allgemeine Befund den persönlichen Befindlichkeiten gegenüber gestellt. Was wäre für den Einzelnen das größte Desaster? Das reicht von „nicht mehr tanzen können“, bis zu „wenn meine Katze sterben würde“. Kirin outet sich als Philosoph für den das größte Unglück darin läge „mich selbst zu verlieren im Wohlbefinden der Anderen“. Wow! Schön, dass die Katastrophenmeldungen hier nicht mir Angst, sondern mit Ironie kommentiert werden.

Disastrous2Grabinger erweist sich als hervorragende Animateurin, die die Jugendlichen und TänzerInnen (Matilda Arenillas, Emilia Greifeneder, Lino Eckenstein sowie Michaela Hulvejová, Matej Kubuš und Kirin Espana) wunderbar gecoacht und zu einem Team zusammengeschweißt hat. In den Tanzpassagen legen sich alle rückhaltslos ins Zeug, bei den Texten wird auf eine präzise und gut verständliche Sprache geachtet. Dass die Choreografie sich da und dort in Verlegenheitslösungen rettet (wiederholtes Bugsieren untereinander, Publikumsbeteiligung oder eine Zeitungsballschlacht ins Publikum) wird von den sympathischen DarstellerInnen unbeschwert überspielt.

„Disastrous“ am 30. Jänner im Dschungel Wien. Weitere Termine am 31. Jänner und 1. Februar 2018