Sechs g’standene Mannsbilder (naja, fast) stehen auf der Bühne, um „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“ mit Glanz und Glitzer abzufeiern – ein brisantes Thema nicht erst seit der #metoo-Debatte und ein gefundenes Fressen für das Aktionstheater Ensemble. Zwischen sexueller Gewalt, Patriachat und Prüderie findet Mann sich oft nur schwer zurecht. Die patriarchalischen Codes sind out, oder vielleicht doch nicht?
Was, wenn er bei Fabian einfach immer steht? Oder Thomas die Frau in sich sucht? Hat der schwule Banjamin denn nicht recht, das Gelaber der Heteros genervt als völlig uninteressant abzutun? Oder Peter, der meint, wir seien im Grunde doch nur Schläuche mit einer Öffnung oben und unten? Diese verwirrten Zustände nehmen Regisseur Martin Gruber und sein wahrlich wunderbares Schauspielerteam genüsslich aufs Korn. Wir sehen ein: den Mann gibt es ja auch nicht.
Bis auf die weiße Unterwäsche entblößt philosophieren, dialogisieren und erregen sich die sechs über Themen wie Angst, Selbsteinschätzung, Baumärkte und natürlich Frauen – wobei es ihnen gelingt, allzu Plakatives zu vermeiden und dennoch Klischees zu bedienen. Unterstützt werden sie bei ihrer „Bestandsaufnahme einer Verstörung“ (so der Untertitel) von der stimmgewaltigen Nadine Abado, die mit ihren prägnanten musikalischen Akzenten die Dramaturgie der vergnüglichen 80-minütigen Show lenkt.
Diese Produktion setzt weniger auf nonverbale, tänzerische Einlagen als vorangegangene Stücke und ist durchaus textlastig. Vielleicht weil Männer weniger gerne tanzen oder sich deren Gefühlszustände besser verbal verpacken lassen? Doch die Texte sind wie immer klug und witzig, Pointen werden treffsicher wie beiläufig eingestreut. Am Ende werden die männlichen (Selbst-)Reflexionen aber doch tänzerisch aufgelöst: in einer Cheerleader-Choreografie mit silbernen Pompons.
Dazu beginnen die Schmetterlinge der Videoprojektionen (Claudia Virginia) zu bluten. Die zarten Wesen konnten dem Biss der Rottweiler letztlich doch nicht widerstehen.
Aktionstheater Ensemble: „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“, Wien-Premiere am 13. Juni 2018 im Kosmos Theater. Weitere Vorstellungen täglich bis 17. Juni