Enrique Casa Valga zelebriert sein zehnjähriges Jubiläum als Direktor der Tanzcompany am Tiroler Landestheater mit einem dimensionsübergreifenden Tanzabend. Stoff des neuen choreografischen Juwels "A midsummer night's dream" im Hause am Rennweg 2 war William Shakespeares gleichnamige Komödie. Valga und die Librettistin Katajun Peer-Diamond konnten die komplexe Narration textgetreu in Tanzbewegungen übersetzen.
Keiner der vier wesentlichen Handlungsstränge Hochzeit des Herzogs, die Liebesverwirrungen am Hofe, die Intrigen in der Elfenwelt und das Stück im Stück fehlen in diesem Tanzabend. Im Vergleich zu der vor kuzem in der Oper Graz aufgeführten Inszenierung von Jörg Weinöhl, folgt Valga der kongeniale Vorlage sehr linear. Diese choreografische Nacherzählung führt den Zuschauer schlüssig in siebzehn thematischen Szenen durch das Verwirrspiel um die Liebe bis zu dem Happyend.
Jene aus der Originalvorlage vertrauten Liebenden und Fabelwesen sind in dem Stück unberührt zu erleben. Valga blieb auch bei dieser Uraufführung seinem dem Tiroler Publikum bereits sehr vertrauten Tanzvokabular und dramaturgischen Intentionen treu. Geführt von seinem treffsicheren Instinkt kreierte er eine Choreografie, die sich mit vielen modernen Elementen und einer Überdosis Laszivität auszeichnete.
Das Ensemble der Tanzcompany zeigte in den Gruppenszenen, dass Synchronizität und Akrobatik mit komplizierten Figuren, trotz der zehn Neubesetzungen, kein Problem für sie darstellen. In den Soloeinlagen überzeugte vor allen Balkiya Zhanburchinova als Titania und Hippolyta mit ausdruckstarker Leidenschaft und technischer Perfektion. Adisson Ector führte als Puck schalkhaft das Publikum durch die verzaubernde Traumwelt.
Antonio Vivaldis „Der Sommer“ aus den vier Jahreszeiten bildet den musikalischen Kern dieser Choreografie und durchzieht in den verschiedensten Überarbeitungen von Max Richter, Astor Piazolla und Philip Glass den Tanzabend. Eine interessante, allerdings gewöhnungsbedürftige Kontextualisierung der barocken Komposition, bedenkt man die historische Tradition des Konzert-Zyklus‘.
Mithilfe von Bühnenbildner Helfried Lauckner erschuf der spanische Choreograf ein magisches, eher zurückhaltendes Ambiente. Ein aus weißem Stoff abgegrenzter umwandelbarer szenischer Raum repräsentierte die sittlichen Schranken der athenischen Gesellschaft. In der Gestaltung der Waldszenen ist Lauckners Bühnenbild sparsam aber originell. Er suggeriert durch im Bühnenhintergrund hängende Lichtgirlanden eine im wahrsten Sinne des Wortes verzaubernde Waldlandschaft. Eva Praxmarers detailreichen Kostüme unterstreichen einen Traum und entsprechen den wollüstigen körperlichen Gegebenheit der Zauberwesen.
Wer der bevorstehenden Winterkälte entfliehen will, sollte sich diesen „Sommernachtsraum“ im Tiroler Landestheater gönnen!
Tanzcompany des Tiroler Landestheater „A Midsummer Night’s Dream” im Tiroler Landestheater, Premiere am 27. Oktober 2018. WEitere Aufführungen am 4, 10., 15., 16., 21., 29. November, 9., 13. und 19. Dezember