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oneliner1Eine Frau sucht einen Weg: durch Spalten und Löcher hindurch, im Netzwerk von Gegebenheiten; sie sucht ihren individuellen, ihren verschlungenen Weg hinaus und hinauf. Unbeirrbar und zielstrebig ist Aurelia Eidenberger unterwegs – mit ihrem Schlappseil als herausfordernden Partner; als Metapher für zu entdeckende Möglichkeiten, für kreative Experimente, aber auch für Grenzen des Machbaren.

Nach einer Ausbildung an der Turiner Zirkusschule stellte sich Eidenberger bereits 2017 in ihrem Geburtsort Graz mit „Up&Down“ vor (s. tanz.at, 25.9.2017). Nun zeigt sie ihr zweites Programm, das nicht nur etwas umfangreicher ist, sondern vor allem auch reicher an Ausdruck.oneliner2

Schon wenn sie sich anfangs aus dem sie bedeckenden Wirrwar des Seils befreit und sich dieses in kleinen, aber doch ungewöhnlichen Gesten zu eigen macht – es um sich legt, kurz liebkost, es sorgfältig ablegt, aber auch damit und dagegen „(an)kämpft“ -, ist Kraft in der Ruhe, in der Bewegungsführung zu spüren. Derart gewinnt sie die Aufmerksamkeit des Publikums, ohne Spektakuläres im gängigen Sinne aufzutischen. Es bedarf nicht wenig an künstlerischem Selbstbewusstsein, in Zeiten visuellen Überangebots den Fokus der Zuseher (wieder) auf das Wahrnehmen von Kleinem, das Empfinden von Feinem legen zu wollen. Diskret unterstützt vom Lichtdesign Thomas Bergners und insbesondere auch vom sensibel eingesetzten Gitarrespiel des eingesprungenen Konstantin Liangos.

oneliner5Und es gelingt ihr, das Fesseln des Publikums: Einerseits durch die von ihr nunmehr vermittelte spielerische Freude am eigenen Tun. Andererseits durch die unmittelbare Einbeziehung des Rezipienten, wenn sie mit „greifbarer“ Konzentration, mit hörbar angestrengtem Atmen über das durchhängende Seil balancier. Lässt sie auf diese Weise doch mit aller Natürlichkeit teilhaben am „Ringen“ um eine erfolgreiche Durchführung, am Glücksgefühl über das Erreichte – nicht mehr und nicht weniger, aber vor allem basierend auf achtsamem Umgang mit dem Objekt.

Eine andere, eine poetische Dimension eröffnet sie, wenn sie weitere Seile zwischen die Träger hängt: Die derart in die Luft gelegten, sich leise bewegenden Linien ergeben eine Art fragiler Bilder; verstärkt, wenn Eidenberger mit großer Behutsamkeit sie um ihren Körper drapiert, sie sich in diese hängenden Seile hineinlegt, liebevoll hineinkuschelt. – um wohl von weiteren Formen ihrer ungewöhnlichen Kommunikation mit ihrem Partner, dem Seil, zu träumen.
 
„Oneliner“, am 10. November.2018, Kristallwerk Graz, letzte Aufführung: 11. November