„Akrosphäre“, ein Grazer Verein, bemüht sich seit drei Jahren um die Förderung von Akrobatik, also um Sport- und Partnerakrobatik, Akro–Yoga, sowie um Zirkus-Disziplinen etwa am Trapez oder mit Aerial Silks. Neben Workshop- und Trainingsangeboten sowie der Organisation eines internationalen Akrobatikfestivals, stehen sie aber auch für das, was sich als Cirque Nouveau im engeren Sinn immer größerer Aufmerksamkeit und künstlerischer Anerkennung erfreut.
Sechs Künstlerinnen und Künstler des Kernteams aus Österreich, Deutschland und den USA präsentieren nun ihre zweite Eigenproduktion rund um das Thema Identität: „Exploring Identities“. Die einstündige, zeitgenössische Zirkus-Performance lässt den Zuseher anhand eines dynamischen Bilderbogens, „gezeichnet“ von Körperteilen (etwa von Füßen) oder aber mit oftmals faszinierender Luftigkeit des gesamten Körpers, die zahllosen Möglichkeiten eines harmonischen Miteinanders erleben. Professionell eingebettet in gestaltendes und farbenprächtiges, stellenweise ein wenig erdrückendes Lichtdesign (Albert Tröbinger), und feinsinnig begleitet von stimmiger, kreativ narrativer Videokunst (Uwe Sattelkow) entwickeln sich Szenen der (akrobatischen) Selbstsuche zu solchen der hochkonzentrierten Aufmerksamkeit für den anderen. Die dabei eingesetzte, Bewegungstechnik artikuliert sich dabei bereits in beachtlichem Maße in ästhetischem, tänzerischem Fluss (Outside Eye und Choreographie: Veza María Fernández Ramos, Maja Karolina Franke, Jean-Marc Lebon);in einem, der in seiner Vielfalt tatsächlich eine persönliche Suche ahnen lässt und noch deutlicher ein überaus achtsames Eingehens auf den anderen – einige Male erreicht durch Mut zur Langsamkeit - und damit eines Erforschens der gemeinsamen Potentiale. Diese Vermittlungsebene schlägt die Brücke zu dem, was Cirque Nouveau anstrebt: das visuelle Erzählen von individuellen Geschichten.
Dass die Objektwelt, die drei Projektionsflächen der Videoleinwand beispielsweise, bei der komplexen Identitätsfindung keine unwesentliche Rolle spielt - auch das wird deutlich, so einfach (und damit besonders überzeugend) die eingesetzten Mittel auch sind.
Das weitgehend ungeschminkte, aber umso engagiertere Auftreten und Agieren der Artisten Uwe Sattelkow, Sophie Staud, Kerstin Oschabnig, Magdalena Öhler, Simon Bigelmayr und Yasmine Heyer trägt viel zur Faszination dieser zwar (noch) nicht immer ganz perfekten Darbietung bei. Gleichzeitig lässt sie auf eine zweifellos ausbaufähige Weiterführung dieser Initiative und derartiger künstlerischer Projekte hoffen.
"Exploring Identities" am 19. November 2018, Explosiv – Jugend und Kulturzentrum, Graz