Laureen Drexler, Absolventin des MUK, hat ihr beachtliches Erstlingswerk realisiert, noch dazu in einem der heikelsten Genres: der Verbindung von Unterhaltungsmusik mit künstlerischem Tanz. Die Kapitalisierung des Titels „contemporary dance MEETS deep house“ ist Konzept: Drexler und ihr engagiertes Team setzen Dancefloor Music in einen ästhetischen Kontext und kreieren ein Spannungsfeld, in dem Musik und Tanz gleichwertige Partner sind.
Die dynamischen Wechsel der Ebene vom Stand auf den Boden und zurück, dafür sind die Tänzerinnen Lilli Mayerhofer, Christina Osternig und die Tänzerin/Choreografin Laureen Drexler am MUK bestens trainiert worden. Ihre Körper sind wendig, durchlässig, biegsam und reaktionsschnell. Dieser Bewegungsmodus wird kontrapunktiert durch vereinzelte Moves aus der Clubbing Szene. Rhythmische Impulse reflektieren den Beat der Musik und setzen sich ausgehend von der Burstregion im ganzen Körper fort. Das etwa einstündige Stück ist durchchoreografiert – Drexler vermeidet die bekannte Anfängerfalle, nämlich das Improvisationspotenzial junger TänzerInnen überzustrapazieren. „Contemporary Dance meets Deep House“ ist hingegen kompakt komponiert (musikalisch wie auch tänzerisch) und verliert nie den Spannungsbogen. DJ Mount / Patrick Falkner steuert bei dieser choreografischen Odyssee einen kongenialen Sound bei, der von prägnanten Rhythmen bis zu epischer Klangdichte alle Stückerln spielt. Quasi als „Draufgabe“ hat die Sängerin und Songwriterin Florence Arman aka Klei einen Auftritt – auch sie ein junges Nachwuchstalent, von der man gerne mehr hören möchte.
Für das coole Outfit sorgte Anastasia Tolstunova, die die Tänzerinnen mit schwarz-grauen Kostümen kleidete – Sichtfenster geben den Blick frei auf feine Nuancen in der Gestaltung der Oberteile oder finden sich über Hosentaschen wieder. Rote Strähnen im Haar und kaum wahrnehmbare Zeichnungen auf jeweils einer Hand setzen sparsame Farbakzente.
Die Produktion entstand aus dem Wunsch der Tänzerinnen endlich wieder zu tanzen, etwas, wozu es in der performativ orientierten Wiener Szene kaum Gelegenheit gibt. Darüber hinaus zielen sie mit ihrer Musikwahl auf ein junges Publikum, das nicht unbedingt theateraffin ist. Da hilft es natürlich, dass diese Mischung so ausgewogen geglückt ist: Hier „erschlägt“ der hämmernde Beat elektronischer Musik den Tanz nicht, sondern ergänzt ihn. Und es bietet genügend visuelle Anreize um den tänzerischen Instinkt der sitzenden ZuseherInnen zu überbieten. Damit spricht diese Produktion auch wieder nicht so junges Publikum an, das dem Sound völlig neue Aspekte abgewinnen kann.
Mit dieser detailreichen und durchkonzeptionierten Aufführung konfrontiert das Team um Laureen Drexler nicht nur mehrere „Wiener“ Defizite sondern schlägt gleichzeitig ein neues Narrativ für Gegenwartstanz vor. Man ist gespannt auf Weiteres in diese Richtung!
"contemporary dance MEETS deep house", Premiere am 21. Dezember 2018 im Dschungel Wien. Zusatztermin am 2. Februar 2019