„Eine künstlerische Reaktion auf das Werk Francis Bacons“ nennen der Medienkünstler Jan Machacek und der Choreograf Georg Blaschke ihre Produktion „Bodies and Accidents“. Der Raum, das Semperdepot, ist ein bestechendes Ambiente für ihre Untersuchungen. Die heutige Technik hat es nicht leicht in der großartigen Architektur der ursprünglichen Produktionsstätte für Theaterkulissen aus dem späten 19. Jahrhundert zu bestehen.
Die Tücken der Technik sind in der Performance „Bodies and Accidents“ offensichtlich. Die KünstlerInnen versuchen erst gar nicht die Pedanterie zu verstecken, mit der die TänzerInnen Katharina Senk und Tomaž Simatović agieren müssen, um die richtigen Positionen vor der Kamera zu finden. Diese werden auf Video eingefroren, übereinander gelegt, bis ein Körpercluster entsteht ähnlich wie in Bacons Gemälden. Näher an das künstlerische Vorbild kommen die Verformungen der Gesichtszüge: Mit ihren grün behandschuhten Händen berühren die PerformerInnen Augen, Nasen, Mund und Kinn, die dann im Video sozusagen in ihrem Gesicht verschoben und verrückt werden.
Das Publikum ist Zeuge der Transformationen, man verfolgt das Entstehen der digitalen Bilder wie man einem Künstler beim Malen zusieht. Das künstlerische Produkt ist jedoch eine Teamarbeit, in der die Technik als Instrument fungiert. Die technischen Manipulationen folgen einem Muster, das sich wiederholt und das bald vorhersehbar wird. Wenn die TänzerInnen aus ihren digitalen Körpern aufstehen, erinnert das an (Horror-)Filme, in denen sich der Geist aus dem Körper des Verstorbenen löst. In „Bodies and Accidents“ ist dieser Prozess freilich nicht so sauber, denn die TänzerInnen können ihren Geisterbildern nicht ausweichen, sondern stören sie immer wieder, sobald sie eine neue Position einnehmen. Da ist für Illusion kein Platz.
Auch wenn die Kamera gerade nicht involviert ist, verlieren Senk und Simatović nicht den peniblen Bewegungsmodus, setzen ihre Gesten und Schritte langsam und gezielt, als wären diese Sequenzen ein Warmup für die Aufnahmen. Dieser trockene Zugang lässt mich etwas ratlos zurück, denn das Drama, das im episch-drängende Sound von Christian Schröder anklingt, findet auf der visuellen Ebene nur ganz selten eine Entsprechung.
Georg Blaschke & Jan Machacek „Bodies and Accidents. Eine künstlerische Reaktion auf das Werk Francis Bacon“ am 24. Februar im brut im Atelierhaus der Bildenden Künste Wien (Premiere am 21. Februar 2019)