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knuckels1Ein Doppelabend der Gegensätze: In „Knuckles become clouds“ erschaffen Anna Prokopová, Costas Kekis und Andrea Gunnlaugsdóttir eine hybride, dystopische Welt, in der der Handlungsspielraum posthumaner Kreaturen extrem reduziert ist. In  „Origins“ setzt sich Oleg Soulimenko mit Dingen und unserem Beziehungen zu ihnen auseinander.

Von der Decke des Studio 3 hängen sechs tief orange leuchtende Stäbe, unter ihnen viele Klumpen aus Glas. Post-Kronleuchter. Die drei PerformerInnen sitzen am Boden. Kleine Tattoos an den Schläfen, Händen und Füßen sowie ihre Kostümierung (Hosen und teils transparente Oberteile in gelb, anthrazit und weiß) geben ihnen einen coolen Future-Look. Kühler, spartanischer elektronischer Sound begleitet das einsetzende Ringen miteinander. Die drei suchen engsten Kontakt, verschränken ihre Körper, atmen, keuchen. Sie pressen die Gesichter aneinander, bewegen sich über die vom Publikum dreiseitig gerahmte Bühne. Die Dreieinigkeit bricht auf, immer wieder separiert sich eine(r), die Konstellationen wechseln. Sie reden von ihren Tools: „Ich sehe, wie der Virus blutet. Ich habe einen Computer.“ Sie reden von Fremdem, aber Anverleibtem. Sie treten, tasten sich mit den Füßen ab.knuckels2

Sie sammeln sich am Pult des Sound-Makers (Peter Plos). Ein helles elektrisches Licht flackert in ihrer Mitte, sie streuen Wortfetzen in den Raum. Lautmalen. Zurück im Raum, vereinzelt und bei nun kaltem Licht, schüttelt es die eine, der andere sucht mit weicheren Bewegungen, die dritte, meist am Boden, bleibt eher in sich gekehrt, animalisch fast. Und langsam wird es dunkel.

Ein dystopisches Bild einer hybriden Welt, in der ihrer Handlungs- und Gestaltungsmacht beraubte menschliche Kreaturen, nur noch Opfer ihres Geworfenseins, sich selbst und ihren Platz suchen.

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Für die Uraufführung von „Origins“ von Oleg Soulimenko wurde der Bühnenraum der Halle G mit schwarzem Samt umhängt. Die Zuschauer suchen sich ihre Steh-, für viele dann Sitzplätze. In die völlige Finsternis kommt ein schwarzes Michelin-Männchen und installiert eine Steh-Lampe. Ein grau umhängter Riesen-Rüssel-Alien schleppt einen Stapel runder Scheiben herbei. Und ein Wesen mit gelbem Overall, Fellweste, langer weißer Schürze und riesigem ockerfarbenen „Hut“ beginnt, nachdem es das Licht unter jenem Hut eingeschaltet hat, eine Kerze auf etwas zu stellen und entzündet sie, hoch konzentriert. Es entwickelt sich ein Spiel mit immer mehr Dingen, die vom Rand mit Scheppern und Krachen auf die Bühne getragen und gezerrt werden. Kabel und Schläuche, ein riesiges Rohr, das, über die Kerze gestülpt, zum Baum drapiert wird, in dessen Krone Bauschaum schäumt, Unmengen an Elektro-Krempel, mit dem sich das Michelin-Männchen behängt und sich dreht. Das Rüssel-Wesen dreht die runden Scheiben wie Brummkreisel. Es klingt nach Holz, Stein, Metall, Blechdose. Eine vierte Performerin (Mimu Merz) schleift einen Sack voller Elektronik herbei, installiert diese und beginnt mit wunderschöner Stimme zu singen (Zitate von Black Sabbath), verfremdet, loopt und verzerrt diese. Text (von Rosemarie Poiarkov) wird eingespielt: „Ich liebe diesen Moment. Das ist wahrscheinlich ein guter Satz. Theoretisch können wir im Kreis laufen, so lange wir wollen.“ Elektrische Dinge werden eingeschaltet. Es ventiliert, summt, fährt. Lange Kabel und Schläuche werden diagonal über die Bühne gelegt, ein Sägeblatt hängt in der Luft, Rauch wird durch einen langen Schlauch geblasen.origins1

In dieser Performance erforschen Soulimenko und seine Co-Perfoermer das Originale an den Dingen, ihr Verhalten, ihren Klang, was kann man mit ihnen tun, wie verhalten sie sich zueinander. Im einen Moment hoch fokussiert, im anderen aktionistisch, erschaffen sie imaginäre Welten, äußerst fantasievoll und mit viel Witz. Kindliche Entdeckerfreude, die sich überträgt.

„Knuckles become clouds“ von Anna Prokopová, Costas Kekis und Andrea Gunnlaugsdóttir und „Origins“ von Oleg Soulimenko; Tanzquartier Wien am 28. Februar und 1. März 2019.

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