Es war – wieder einmal – ein Skandal, als die Ballets Russes 1917 das Ballett „Parade“ in der Choreografie von Léonide Massine in Paris uraufführten. Picassos kubistische Formen bei der Ausstattung waren ebenso Anlass für Unmut wie Cocteaus Libretto und Saties Musik. Dafür gab es bei der Neu-Interpretation des Karin Schäfer Figuren Theaters in Wien nicht den geringsten Anlass.
Karin Schäfer und ihr Team (darunter der Choreograf Valentin Alfery) haben das Ballett „Parade“ zu einem Konzert erweitert und – mit viel Respekt vor dem und in Anlehnung an das Original – visuelle Versatzstücke dazu ins Spiel gebracht.
Eric Saties Musik „Parade“ ist nur 15 Minuten lang, daher hat sich Karin Schäfer für einen musikalische Ausweitung auf etwa eine Stunde entschieden. Neben „Parade“ und den „Gassenhauern“ Gymnopédie Nr. 1 und Nr. 3 standen unbekanntere Werke wie „Trois Morceaux en forme de poire“, „En Habit de cheval“ und „La belle excentrique“ auf dem Programm, meisterlich interpretiert von dem Klavierduo Ardita Statovci und Ariane Haering.
Drei TänzerInnen und zwei Puppenspielerinnen agieren dazu mit (Break-)Tanz, Objekten und Puppen – sehr sparsam und zurückhaltend, denn Saties spielerische Kompositionen sind ja selbst schon akustische Bewegung. Dennoch möchte man die performativen Interventionen nicht missen. Die Objekte sind derart abstrahiert, dass ihnen nur die Fantasie der Zuseher eine Bedeutung zuweisen kann. Man wird Zeuge der Vorbereitung zur Vorbereitung, denn das ist letztendlich die Geschichte, die Jean Cocteau für "Parade" kreiert hat, wonach eine Schaustellergruppe versucht, das Publikum für ihre Show anzulocken.
Wenn sich der Vorhang für die Parade hebt, sind auch in der Wiener Version die handelnden Personen deutlich erkennbar: die Manager, die mit einem Megaphon Zuschauer anwerben wollen oder das Pferd, – ganz wie im Original – das Highlight des Abends. Auch Schritte und Gesten aus der Originalchoreografie werden übernommen. Der Outfit des chinesischen Zauberkünstlers wird von Cat Jimenez ganz natürlich geliefert, sie setzt ihre bis über das Becken reichende schwarze Haarpracht vielfältig in Szene, eben auch als Zopf.
Zu Beginn und zum Abschluss wird der berühmte Vorhang, für den Pablo Picasso über 170 Quadratmeter bemalt hat und das damit sein flächenmäßig größtes Werk schuf, nachgestellt: Alle Beteiligten finden sich dabei zum Gruppenbild samt Pegasus ein.
Karin Schäfer Figuren Theater "Parade" am 4. März 2019 im Muth