Cat Jimenez und Maiko Sakurai Karner gelingt es in ihrer Performance-Installation „What’s the Difference?“ das emotionale Spektrum des Alltagsrassismus wirkungsvoll einzufangen. Die Bilder sind abstrakt, doch der Zusammenhang brennt sich in der Wahrnehmung der ZuseherInnen ein.
Das Publikum betritt den Raum, in dem verschiedene Installationen und Podeste aufgebaut sind mit einer Papier-Lotusblume, die wir am Eingang überreicht bekommen haben. Die sollen all jene an einem bestimmten Ort im Raum deponieren, die schon jemals Rassismus gegen AsiatInnen erlebt haben. Der Lotussee wächst …
Die Performerinnen treten auf, im Zwillingslook, gekleidet in weißem Top und schwarzer Hose, die langen Haare apart auf eine Schulter gelegt. Sie beginnen das Gesicht der jeweils anderen zu verformen, wem die Hände gehören, die da kneten, wird nach kurzer Zeit zum Ratespiel. Dann bahnt sich Jimenez ihren Weg in die Zuschauermenge und beginnt mit einem Solo – mit ihren eleganten Handgesten und Drehungen, sehr reduziert und sparsam, evoziert sie fernöstliche Gelassenheit. In Szene drei wird sie von ihrer Kollegin, die vor einem Haufen Stofffetzen sitzt, in einen erweiterten Kimono „eingepackt“. Sakurai Karners Aktionen werden immer brutaler und rücksichtsloser. Das Ergebnis ihrer Stoffskulptur ist ein Figur, wie man sie aus japanischen Filmen kennt – eine bepackte, alte Frau, eine Nomadin. Die aufkeimende Wut steigert sich, bis sie das Gemälde, das sie gerade mit groben Pinselstrichen bemalt hat, aufreißt. Dahinter liegen Gummibänder, in die sich Jimenez verwickelt, aus denen sie sich nicht mehr befreien kann: eine Situation, in der sie nur mehr verzweifelt aufschreien kann.
Das Ende ist stimmungsvoll: Bei einem Tanz mit einem Metallrahmen (aus einer Installation) nehmen die beiden wieder Verbindung auf, um im Schlussbild miteinander zu verschmelzen. Ihre Glieder ineinander verschränkt, beginnen ihre Hände einen Tanz der Lotusblüte – wem welche Finger gehören, wird bald wieder ununterscheidbar … What’s the difference?
Maiko Sakurai Karner, Österreicherin mit japanischer Mutter und Cat Jimenez, Österreicher mit philippinischen Wurzeln arbeiten beide an der Schnittstelle von bildender und darstellender Kunst. In dieser Gemeinschaftskreation, in der Martin Mitterstieler dezente akustische Akzente setzt, führen sie subtil und doch eindrucksvoll vor Augen, an welche Grenzen sie immer wieder stoßen, wie sie mit dem Mut der Verzweiflung gegen herrschende Machtstrukturen und Vorurteile ankämpfen und im Aufspüren der Gemeinsamkeiten asiatischer Lebensart Poesie und vielleicht auch Kraft schöpfen. Eine hochkonzentriere und überaus stimmige Performance-Installation, die das Publikum auf eine Empathie-Reise mitnimmt, an deren Ziel wieder die Ausgangsfrage steht: What’s the difference?
Cat Jimenez und Maiko Sakurai Karner „What’s the difference“, Premiere am 12. März 2019 im brut Wien im Atelier Augarten – Raum 2 im Rahmen von imagetanz. Weitere Vorstellungen am 13. und 14. März.
Das Festival imagetanz läuft noch bis 30. März.