Wenn Valentina Moar, die aus Italien stammende und vielerorts geschätzte Tänzerin, sich hiermit als Choreographin-Regisseurin und Textbearbeiterin präsentiert, zeigt sie bislang kaum bekannte Seiten ihrer künstlerischen Fähigkeiten. Zur Zeit eröffnet sie im Rahmen einer mehrteilig geplanten Reihe unterschiedlichen Persönlichkeiten der steirischen Hauptstadt einen „etwas anderen“ öffentlichen Raum.
Dieser erste Versuch zu und über Arnold Schwarzenegger war choreographisch aufbereitet, inhaltlich wohldurchdacht und selektiv und nichtsdestoweniger vielschichtig anregend und überzeugend.
Dass ihr dabei im Café Kaiserfeld ein geradezu idealer Aufführungsort zur Verfügung stand, gab den stimmigen Rahmen: ist dieser Raum, den Schwarzenegger regelmäßig bei Graz-Aufenthalten besucht, doch nicht nur nach ihm benannt und ihm gewidmet, sondern auch mit Fotos von ihm (Arbeiten von Ferdinand Krainer) als Dauerausstellung geschmückt – ein „natürliches“ Bühnenbild also. Zusätzlich erwies sich der von knapp 50 möglichen Zusehern dreiseitig begrenzte, kleine Agitationsraum für diesen „bewegten Monolog“ als fokussierender Faktor eines dichten Lebens nicht nur sehr geeignet, sondern auch erweiternd als mehrschichtige Metapher: Für eine enge Welt, aus der der Protagonist schon in jungen Jahren ausbrechen wollte; für die Notwendigkeit der bedingungslosen Konzentration auf Weniges, um ein hochgestecktes Ziel zu erreichen; für das gängige, das eingeschränkte Wissen um diesen außergewöhnlichen Menschen und die nicht seltenen Vorurteile ihm und seinem Werdegang gegenüber.
Moar hat mit ihrem Konzept, bei dem sie auf eine einjährige Recherchearbeit zurückgreifen konnte, neue Perspektiven auf ihn und allgemein auf ehrgeizige Lebenskonzepte eröffnet. Nicht zuletzt auch Dank dreier bemerkenswerter Künstler, die in dieser gut einstündigen Produktion Schlaglichter auf ein intensives Leben hör- und sichtbar machen.
Felix Banholzer, ein gleichermaßen feinsinniger wie explosiver Schauspieler, kann auf Engagements an zahlreichen großen deutschen Theatern verweisen. In „Arnold’s Room“ gestaltet er einprägsam in Form von inneren Monologen, Erzählungen und Reflexionen die verbale inhaltliche Basis des Mosaiks und präsentiert dabei überzeugend neben Bekanntem, ja Klischeeartigem auch einfach Fakten, sowie Selbstkritisches und Interpretationen.
Ihm zur Seite gestellt, gleichzeitig und alternierend, zwei Bewegungskünstler, die jeweils sehr individuell die visuellen Umsetzungen und Umdeutungen des Gesagten, Ergänzungen und kritische Widersprüche des „offiziell“ Vertretenen präsentieren: Stuntman Ivan Forlani, geboren in Triest und seit 5 Jahren in Graz beheimatet, lässt ahnen, wie Extrem-Training aussehen und was es bewirken kann – neben offenen Mündern der Zuseher. Formen von „alles ist machbar“ werden bei und mit ihm vorstellbar. Der Tänzer Pierre-Yves Diacon, geboren in der Schweiz, ist seit Mitte der 90er Break-Dancer auf hohem Niveau und arbeitet seit 2005 als Choreograph und zeitgenössischer Tänzer. Ob er mit ästhetischer Eigenwilligkeit in seinem Art „bodybuilding dance“ oder mit gezielter Körperbeherrschung Inhaltliches wie nicht enden wollende Hochspannung umsetzt – man sieht, staunt und ist tief berührt, wenn er mit unbändiger Willenskraft, gezeichnet von Ängsten und sich anbahnender Erschöpfung im (Lebens-)Kampf schließlich zusammenbricht: den Daumen nach oben, selbstverständlich!
„Arnold’s Room“ Eine Tanzperformance mit Originalzitaten von Arnold Schwarzenegger, Uraufführung am 5. Juni 2019 im Cafe Kaiserfeld, Graz