Endlich wieder! Das Letzte Erfreuliche Operntheater L.E.O., war eines der ersten Wiener Theater, das seine Pforten nach dem Corona-Shutdown wieder öffnete. Nun gab es mit „Decamerone – Solospargel“ sogar eine Premiere. Paul Müller setzt sich darin mit Boccaccios Meisterwerk auseinander und bettet weitere erotische Geschichten aus der Literatur und aus Zeiten von Corona anekdotisch und musikalisch ein.
Das Framing von Boccaccios Decamerone bietet sich als brandaktuelles Thema geradezu an: Vor dem Hintergrund der Pest 1348 ziehen zehn junge Frauen und Männer aufs Land, und unterhalten sich in der Abgeschiedenheit mit erotischen Geschichten, von eleganter Sinnlichkeit bis hin zu derber Anrüchigkeit. Paul Müller hat daraus einige saftige Leckerbissen herausgestochen, erzählt sie oder liest sie süffisant aus dem Schmöker vor. Oder er plaudert über seine Erfahrungen im Corona-Lockdown, über seine Spaziergänge am – sinnigerweise – St. Marxer Friedhof und die dortigen wilden Erdbeeren, über skurrile Tourneen, die vorher stattgefunden haben und solche, die abgesagt wurden. Paul Müller singt Oper, singt Schlager oder Popsongs, begleitet sich selbst am Klavier und unterhält mit seinem natürlichen Habitus und entwaffnenden Charme. Für das Publikum, das so lange mehr oder weniger eingesperrt war, fühlt es sich an wie ein Neustart in die Lust und die Lebensfreude.
„Decamerone – Solospargel“ im Letzte Erfreuliche Operntheater L.E.O. am 25. Juni 2020