„Tanzen ist ein Menschenrecht!“ So beginnt die Grande Dame des zeitgenössischen österreichischen Tanzes Liz King ihre Botschaft an die Zielgruppe der Tanz-Demonstration auf dem Wiener Platz Am Gestade:. Demonstration im doppelten Sinne. Einerseits formuliert die freie Tanz- und Tanzstudio-Szene Forderungen an die Politik, andererseits werden Tanz und dessen Unterrichten auf- und vorgeführt.
Die Corona-Krise ist die Linse, durch die betrachtet bereits lange bestehende, jedoch ignorierte, kleingeredete oder schlicht verkannte Probleme an Bedeutung und Sichtbarkeit gewinnen. Nicht nur in der Kunst- und Kultur-Welt, hier aber besonders deutlich. Während die größeren und großen, hinreichend subventionierten Häuser vergleichsweise gelassen durch die Krise gehen, gerät diese für kleine und Einzel-Unternehmen der freien Tanz-Szene, künstlerische Tanzschulen und TänzerInnen, zur ökonomischen und inhaltlichen Existenzfrage.
Die „Initiative Tanz und Bewegungskunst Österreich“, gegründet von Nadja Puttner, Tänzerin, Choreografin und Tanz-Pädagogin, rief daher gemeinsam mit der Gewerkschaftsinitiative vidaflex zu einer dreitägigen Feier des Tanzes in die Wiener Innenstadt, in akustischer und visueller Reichweite zur Sektion Kunst und Kultur des Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS). Durchsetzt mit Reden von Tanzschaffenden (TänzerInnen wie Lehrenden), Gewerkschaftsvertretern, künstlerischen Leitern verschiedener freier Theater und Unterstützern der Initiative zeichnete bereits der erste Tag ein beeindruckendes Bild von der immensen Bandbreite des Tanzes und seiner Vermittlung. Aufführungen in Solo- und Gruppenarbeiten von zeitgenössischen Stücken, HipHop, House, Tango, akademischem Volkstanz, Afro und Cuban, Street Dance, Urban, Steptanz, Drag, Musical, Jazz, Inklusivem Tanz, Waacking und Bollywood, Vorführungen von Tanz-Unterricht und kurze Workshops ließen vor allem eines spüren: Die unmittelbare Freude und das Verbindende, mit der der Tanz die Tanzenden und ihre Zuschauer erfüllt. Die mannigfaltigen Formen des Selbstausdruckes, die Pflege von Traditionen und das Brechen mit diesen, das Überwinden kultureller, sprachlicher und körperlicher Barrieren und das beinahe grenzenlose Altersspektrum der Praktizierenden zeigten das riesige Potential des Tanzes in einer so äußerst selten erlebbaren, weil hochkonzentrierten Form. Das hohe tänzerische und darstellerische Niveau, das bereits Kinder und Jugendliche bei ihren Darbietungen demonstrierten, die Leidenschaft und die harte Arbeit, die Tanz und Choreografie fordern, wie auch die teils aufwändige, liebevolle Kostümierung machten diesen ersten (regenfreien) Tag zu einem besonderen Erlebnis.
Die nicht nur finanziellen Forderungen der freien Tanzstudios und TänzerInnen werden von der vidaflex, die auch eine Interessenvertretung für EPU (Einzelpersonen-Unternehmen) gründete, an das BMKÖS übergeben.
„Respekt für den Tanz“: Tanz-Demonstration in Wien, Am Gestade, am 31. August, und noch einmal am 2. September. Das Programm und weitere Infos gibt es auf Facebook.