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RayLeeDas mit dem Zurückerobern von Lebensraum, wie La Strada Intendant Werner Schrempf es formuliert, hat in dieser Festivalwoche im weitesten Sinne des Wortes tatsächlich stattgefunden – und Stadt gefunden: in Bezug auf städtische Lebendigkeit und auf (Frei-)Raum; an unterschiedlichsten Orten und an normalerweise wenig beachteten noch dazu. Und oftmals in der intendierten Reaktion auf künstlerische Statements oder Impulse bunt-divergierender Art.

Ray Lee

Wenn der britische Klang-Künstler Ray Lee (GB) in seinem Projekt „Congregation“ den (voneinander zeitlich und örtlich weitgehend unabhängigen) Teilnehmenden eine metallene Kugel in die Hand legt, so ist dies schon in seiner haptischen Erfahrung Ungewohntes. Umso mehr noch in seiner akustischen, da man sich durch der Kugel Klänge, die deutlich zwischen wohltuend fröhlichen und bedrohlich misstönenden unterscheiden, durch die Stadt an einen unbekannten Ort leiten lassen soll. Die derart zu Gehör gebrachten Tonvariationen laufen sich zwar zeitweise ein wenig tot. Aber immer noch bleibt es grundsätzlich eine den Sinnen anvertraute und diesen vertrauende „Führung“. Eine „allwissende“ obendrein, die den Intellekt als Motor einer Aktion hintanstellt und (damit?) gleichermaßen relativ unbekannt wie wohltuend ist.

Nicht, dass derart nicht auch so manches an Nachdenklichkeit durch den Kopf schwirrt. Verstärkt auch durch ein auffallend positives Interesse von Passanten, die vorsichtig rücksichtsvoll nach Hintergründen, Sinn und Zweck dieser Kugeln fragen. Da “braut“ sich also über gemeinhin kaum genützte Wege Positives zusammen, kulminierend an dem Ort, wo die von den Schallkugeln Geleiteten letztlich zusammenkommen und unbewusst Einklang entstehen lassen; einen Zusammenklang zwischen einander Fremden.

LesQuatLes Quat’fers en l’air

Vergleichbare Gemeinsamkeit entsteht auch zwischen den Zusehern auf ihren Plätzen und jenen hinter den angedeuteten, nur wenig aussperrenden Absperrungen, also zwischen den hier wie dort Jungen und ganz Jungen sowie jung Fühlenden - in ihrer unbeschwerten Begeisterung für „Gravir“, eine clownesk-akrobatische Freiluft-Show zweier charmanter Stunt-Frauen: Les Quat’fers en l’air (FR). Weil diese das Menschliche, also Unsicherheiten und Ängste, ja auch Missgeschicke, Ärger und Freude so gar nicht zu verbergen versuchen, rückt ihr großes Können, ihre feinst abgestimmte Körperbeherrschung im solistischen „Flug“ , im „Sprung ins Wasser“ oder in ihrem akrobatisch Agieren am Boden wie auch insgesamt in Ihrem Miteinander ein klein wenig näher (an den „einfachen“ Zuseher) ,erreicht seine Sinne unmittelbarer und prägt sich tiefer ein: Als dynamisch abwechslungsreich aufgebaute, spritzig-sommerliche Erquickung für Auge und Gemüt.

TheaterZitadelleTheater Zitadelle

Wenn das Theater Zitadelle (DE) ein wohlbekanntes Märchen in Form eines sehr individuell gehandhabten zeitgenössischen Figurentheaters erzählt, dann handelt es sich allerdings um keine liebevoll einschläfernde Gute-Nacht-Geschichte für Kleine und Kleinste. Vielmehr sind ihre „Berliner Stadtmusikanten“ eine kreativ-humorvolle, bissig-amüsante Auseinandersetzung mit einem hochaktuellen Thema: mit dem Leben in einem Altersheim; im gegebenen Fall mit dem der (nur allzu menschlichen) Kuh und Katze sowie dem ebensolchen Spatz und Wolf. Das überaus gekonnte Ineinander von Puppenspiel und darstellendem Spiel der beiden ausführenden Künstler ist gleichermaßen sehens- wie die Texte hörens- und die zahlreichen Wortspiele lachens-wert sind. Daran ändert auch nichts, dass da wie dort qualitative Unterschiede bestehen.

„Sag mal geht’s noch“, miaut die (herausstechende) Katze immer wieder und in unterschiedlichst zickigen wie ins Schwarze treffenden Tönen. Das kommt besonders an – wenn auch nicht immer bei ihren „Weggefährten“, so doch sehr wohl beim sehr begeisterten Publikum.

Ray Lee „Congregation “ in der Annenstraße/Kosakengasse; Les Quat’fers en l’air, „Gravir“ im Oeverseepark, Theater Zitadelle, „Berliner Stadtmusikanten“ im Lesliehof im Joanneumsviertel, alle am 3. September im Rahmen von "La Strada"

 

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