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habitat pandemic2Es war zu erwarten, dass die Pandemie Doris Uhlichs Utopie vom kollektiven „Habitat“ unterlaufen würde. Vor einem Jahr hatten 120 AkteurInnen und das Publikum in der Halle E gemeinsam eine Art energetische, soziale Raumskulptur geschaffen, die einen nackt, die anderen bekleidet. Das unerwartete Erlebnis bestand darin, dass diese Differenz die Homogenität der gesamten Gruppe nicht beeinflusst hatte. In diesem gelungenen partizipativen Projekt war die Utopie für die Dauer der Aufführung in Realität überführt worden.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre so etwas fraglos nicht möglich. Uhlich hat nun versucht, die aktuelle Situation samt geltender COVID-19-Verordnungen produktiv zu machen und mit den Bedingungen umzugehen. Diesmal waren es nur vierzig AkteurInnen, und sie waren von den auf fixen Plätzen sitzenden ZuschauerInnen getrennt. habitat pandemic5

So entstand allerdings die klassische Guckkastenperspektive des repräsentativen Theaters,  – die einen agierten, die anderen sahen ihnen dabei zu. Das hat aber nichts zu tun mit jedem gemeinsamen Habitat Uhlicher‘scher Prägung, auch wenn die AkteurInnen gelegentlich die leeren Reihen überstiegen und so nah wie möglich an die ZuschauerInnen gekommen waren. Es gelangen manchmal durchaus starke Sequenzen, denn Uhlich ist eine Choreographin von hoher sozialer Intelligenz. Zum Beispiel jenes Bild, als alle in Plastik gehüllt waren.

habitat pandemic3Für die AkteurInnen war die Arbeit sicher spannend, schon allein, weil machen in jedem Fall besser ist als nicht machen. Doch aus ZuschauerInnen-Perspektive blieb es letztlich unbefriedigend, wenn man den Vergleich zu 2019 hat. Die vermittelte Position – dass wir alle uns mit dem unnatürlichen Social Distancing nicht wohl fühlen – ist leider banal, denn sie geht nicht über die Realität hinaus. Die ist jedoch Alltag, und den muss man nicht auf der Bühne abbilden. Das ist eine defensive künstlerische Haltung und eigentlich auch enttäuschend.  

Interessanter werden eher Arbeiten nach der Pandemie sein, wenn das Erlebte körperlich verarbeitet wird, gewollt oder nicht.

Doris Uhlich: "Habitat (pandemic version)" am 3. Oktober 2020, Tanzquartier Wien in Halle E, MQ

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