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Loi1Zum 35. Geburtstagsjahr von Imagetanz im März im brut Wien über die Bühne gegangen, wurde performt, getanzt, diskutiert und experimentiert. Wobei die Diskurse und Experimente sich – dem Zeitstrom entsprechend – um Ableismus und Inklusion drehten. „Die Impulse aus den Workshops und Diskussionsrunden werden evaluiert, weitergedacht und langfristig ins brut-Programm integriert“, so brut-Sprecherin Elisabeth Wiegner.

Das Programm bot vier Ur- und zwei österreichische Erstaufführungen, die an die 2000 Besucher*innen lockten und für eine 94prozentige Auslastung des Festivals sorgten.

Zu den mit Spannung erwarteten Aufführungen zählte zweifelsohne „Loïe (is a fire that cannot be extinguished)“ der Choreografin und Autorin Claire Lefèvre, in Wien lebend und arbeitend, die sich an einer der Pionierinnen des modernen Tanzes, der Amerikanerin Loïe Fuller, abarbeitet. In Lefèvres Fall ist „abarbeiten“ sehr wohl positiv gemeint, denn die Recherchen und die Licht- und Stoff-Kunstwerke sind mehr als beeindruckend geschaffen und platziert.Loi2

Fuller experimentierte und performte eindrucksvoll mit Licht- und Ausstattungseffekten und machte damit, scheint es, ihre nicht auf höchster Spitze stehenden Tanzkünste wett.

Dem beobachtenden Autor entlockt das Stück zwiespältige Gefühle (so soll es ja auch sein): Loïe wird von Lefèvre als Meisterin der Aneignung dekonstruiert. Indigene, orientalische und alle sonst möglichen Versatzstücke und Effekte hat sie geklaut, ohne auf die Urheber oder wenigstens die wichtigsten Wurzeln hinzuweisen. Verschlossen sei auch die Tatsache ihrer Homosexualität vor dem sie fanatisch adorierenden Publikum geblieben.

Loi PlakatDas alles wird uns von Claire Levèvre höchst kunstvoll und ironisch um die Nase gerieben. Und so kommt es, dass Loïe Fuller fast biblisch alles umgehängt wird, was sich heute gar nicht gehört. Ein bisschen in der Tanzgeschichte und den Biografien gestöbert, berechtigt dies zu größten Hoffnungen/Befürchtungen. Wie makelfrei kann vor unseren Augen noch eine Mary Wigman, eine Rosalia Chladek, eine Isadora Duncan (ad libitum et infinitum) bestehen!?

Wahrscheinlich ist es gut, sich Gedanken in viele Richtungen zu machen. Wenn es so kunst- und geistreich geschieht, wie bei Lefèvre, dann passt es.

Claire Lefèvre: “LOIE (is a fire that cannot be extinguished)”, Premiere am 5. März 2024 im Rahmen von Imagetanz im brut Wien

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