Mit “Frida” gab die ungarische Eva Duda Dance Company ihr Österreich-Debut. Das Ensemble, das heuer sein 15-jähriges Jubiläum feierte, überraschte das Wiener Publikum mit sorgfältig komponierten und wunderbar getanzte Impressionene aus dem Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo.
Das Leben und das Werk Frida Kahlos (1907-1954) hat eine Reihe von Choreograf*innen inspiriert, darunter Johann Kresnik, der die Künstlerin in eine sozio-politische Umgebung einbettete. Eva Duda beschäftigt sich in ihrer Arbeit vor allem mit persönlichen Aspekten, die sie in acht Szenen portraitiert. Damit fängt sie auch die Künstlerin Frida Kahlo bestens ein, deren Malerei vorwiegend autobiografisch geprägt war.
Am Ende einer beschwingten Eröffnung, bei der Frida (Eleonora Accalai) im Reigen ihrer Freunde tanzt – die rote Kleidung des Ensembles deutet auf die Mitgliedschaft bei der kommunistischen Partei hin –, taucht eine Figur im Blumenkostüm auf. Diese farbenfrohe Figur verkörpert den Tod, der Frida bei ihrem Unfall mit einem Bus so nahe ist. Die, an die Tradition des “Dia de los muertos” angelehnte Gestalt wird im Laufe des 75 Minuten dauernden Stücks wiederholt auftauchen.
In der Behandlung des “Broken Body” zeichnet Duda die berührende Darstellung der schwer verletzten Frau, die durch den Unfall keine Kinder bekommen konnte und darunter sehr gelitten hat, mit leisen Tönen und intensiven Bildern. Immer wieder tauchen auf dem Bühnenprospekt ihre Portraits auf: “Paintings und Therapy”.
Dem Video mapping von Gábor Karcis und Mátyás Fekete kommt das ganze Stück hindurch eine tragende Bedeutung zu. Etwa, wenn Frida ihren Ehemann, den Maler Diego Rivera, der von dem älteren Tänzer Tibor Kováts interpretiert wird, kennenlernt. Wie ein Dirigent lässt dieser vor unseren Augen ein Mural entstehen. Während der Begegnung mit Frida wird es seine konkreten Formen zu einem abstrakten Gemälde verändern.
In der Hochzeitsszene wiederum wird die mexikanische Folklore in den Kostümen und im Tanz reflektiert. Kató Huszár und Julcsi Kiss haben die Kostüme in Anlehnung an Kahlos Kleidung in ihren Selbstportaits entworfen und damit Fridas Verbundenheit zu ihrer Heimat betont. Am Ende der Feier wird Diego bereits andere Frauen umgarnen und Frida seine Untreue beklagen.
Die „Carneval“-Szene beginnt mit einer Reihe von Soli und Duos von maskierten Tänzer*innen zu Ravels „Bolero“ und steigert sich zu einem Ensembletanz mit Frida im Mittelpunkt und wird zum Tanz einer gequälten Seele. Zum Abschiedsbild „Farewell“ singt Chavel Vargas das lateinamerikanische Klagelied „La llorona“, während Frida in einem hellen Lichtkegel regungslos stehen bleibt.
In ihrem Tanztheater setzt Eva Duda ein differenziertes Bewegungsmaterial ein, von expressiven Gesten bis hin zu fließenden Tanzkaskaden, von kleinen rhythmischen Moves bis hin zu ausladenden, raumgreifenden Routinen. Ebenso vielfältig und ebenso nuanciert ist die Musikwahl, von Barockarien bis zu Populärmusik.
Nichts an dieser Produktion ist beliebig. Die Choreografin wählt mit sicherer Hand die Mittel für ihre Erzählung und schafft damit eine handwerklich solide und künstlerisch abgerundete Inszenierung.
Bleibt zu hoffen, dass es noch weitere Begegnungen mit diesem formidablen Tanzensemble geben wird.
Eva Duda Dance Company: “Frida” am 5. November 2024 im Odeon.