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barockbuehneZum dritten Mal findet im Juli in der barocken Bibliothek des Stiftes Altenburg im Waldviertel das Festival Teatro Barocco statt. Auf der vom Festivalgründer Bernd Roger Bienert entworfene Bühne inmitten der herrlichen Bibliothek des Stiftes, wird ein Melodram von Peter von Winter und eine Opera Buffa von Joseph Haydn zu sehen und zu hören sein.

Das Melodram (griechisch: melos /Klang; drama /Handlung) ist eine Spezialität der ausgehenden Barockzeit und vereint gesprochenen Text, Instrumentalmusik und Gestik. Körpersprache, Musik und Wörter wechseln einander ab oder überlagern einander auch, gesungen wird jedenfalls nicht. Bienert, Tänzer und Choreograf, beschäftigt sich intensiv mit diesem vergessenen Theatergenre und seiner Aufführungspraxis und bringt heuer zum dritten Mal ein Melodram in authentischer und historisch überprüfter Inszenierung auf die kleine Bühne in der Stiftsbibliothek. Gespielt wird die traurige Geschichte von „Leonardo und Blandine“, die zueinander nicht kommen konnten. Die Uraufführung wurde im Jahr 1779 von Josef Goez inszeniert, der nach der gleichnamigen Ballade des Zeitgenossen Gottfried August Bürger auch den Text geschrieben hat. Doch er schuf auch "160 leidenschaftliche Entwürfe zur Geschichte", die sich wie ein Storyboard der Aufführung lesen lassen. Kostüme, Bühnenbilder und Gestik sind mitsamt dem Text lückenlos dokumentiert. Des Freiherrn von Goez' Kupferstiche gelten als der erste Bilderroman oder Comic in Europa. Regisseur (und Intendant) Bienert kann also das schaurig-schöne Stück konkret nachvollziehen und authentisch wiedergeben. Winters Partitur bietet aber auch eine Trouvaille: Acht Jahre bevor Wolfgang Amadeus Mozart seinen „Don Giovanni" komponiert hat, konnte das Publikum das Thema der Höllenfahrts-Szene bereits hören. Der König und seine Tochter Blandine werden von Bienert selbst und der Tänzerin Kira von Zierotin gemimt. Die Männerrollen sprechen Günther Strahlegger und Peter Widholz. Die Begleitmusik liefert das Ensemble des Teatro Barocco, vom Cembalo aus dirigiert von Aries Caces. barockteatrogoez

Weniger blutig dafür umso lustiger geht es in der Opera buffa „La Canterina“ von Joseph Haydn zu. Wie bei der Uraufführung 1779 wird die Rolle der komischen Alten von einem Mann, dem Bariton Günther Strahlegger gesungen, zum Ausgleich ist der schöne Jüngling eine Frau, die vielseitige Sänger-Schauspielerin Barbara Angermeier. Vervollständigt wird das italienisch singende Quartett von Don Pelaggio (Peter Widholz), einem Kapellmeister und seiner Schülerin, Gasparina (Marelize Gerber). Was im Melodram mit Mord und Totschlag endet, löst sich in der komischen Oper in allgemeines Wohlgefallen auf. Ein ebenso spannender wie vergnüglicher barocker Abend im stilgerechten Ambiente, ist also gesichert.

Festival Teatro Barocco mit „La Canterina“ (Joseph Haydn) und „Leonardo und Blandine“ ( Peter von Winter), Stift Altenburg bei Horn. Premiere 10. Juli 2014.

Weitere Vorstellungen: 12., 13., 18., 19., 20., 25., 26. und 27. Juli 2014