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brut doris theresa-rauterKeine Müdigkeit lässt sich Thomas Frank, künstlerischer Leiter des brut, anmerken und startet seine letzte Saison mit einem interessanten, abwechslungsreichen Programm. Tanz und Performance sind ebenso darin aufgeführt, wie Musik und Partyeinladungen. KünstlerInnen  der lokale Szene wechseln einander mit internationalen Gästen ab. Die Eröffnung macht „Universal Dancer“, eine kräftige und kräftigende Performance der diesmal als Technodancer auftretenden Universalkünstlerin Doris Uhlich.

So individuell und unbeirrt Doris Uhlich arbeit, so gut fügt sich ihr neues Stück in den Themenschwerpunkt „Entgrenzung“, dem Frank und sein Team „Secret Ingredients“ gegenüberstellt.  Auch dazu kann Uhlich etwas beiträgen, nämlich das Geständnis „II can dance but I cant cook“ und das will sie von Freiwilligen in privaten Kochsessions lernen. Später in der ersten Saisonhälfte, im November, rückt man sich dann näher: Themenschwerpunkt Nummer drei nennt sich „Closer“ und bringt Michikazu Matsune mit Maxim Ilyukhin auf die Bühne. Die beiden sind seit Jahren eng zusammengeschweißt und loten nun das Feld zwischen Fremdheit und Vertrautheit öffentlich aus. „Objective Point of View“ heißt die Performance, ohne Rücksicht ob es diesen objektiven Blickpunkt auch tatsächlich gibt.  Auf ihre Mütter blicken die Damen des Berliner Performance-Kollektivs She She Pop. Im Programm „Frühlingsopfer“ (die Assoziation zum „Sacre“ zur Musik von Igor Stsrawinsky ist beabsichtigt) müssen die betrachteten Mütter nicht schweigen, sie sind dabei. Wer da von wem geopfert wird, erfahren wir am 4.und 6. Dezember. brut kate junicke

Nun aber schön chronologisch von Beginn an und ohne Rücksicht auf die thematischen Übertitel, die zwar eine Hilfe für VeranstalterInnen, KünstlerInnen und Publikum sind, aber meist ein recht weites Dach haben, unter das man allerhand stellen kann. Also die universelle Doris Uhlich beendet ihre Performance (Premiere am 25.9.) mit einem Universal Rave am 27. September. Sitzen bleiben darf und kann dabei niemand. Vom 3. Oktober bis 19. Dezember wartet Uhlich auf eine Einladung in die Küchen des Publikums samt Schnellkurs im Kochen. Ivana Müller & Vlad Basalicì treffen an einem Abend und laden zum genauen Hinsehen doer Wegschauen ein. „Whatch Out“ ist die Zusammenführung von, „We Are Still Watching“ (Müller) und „It is what it is“ (Basalicì). Danach trifft Kate McIntosh aus Brüssel ein. Die setzt mehr auf die Ohren und unterhält ihr Publikum mit dem persönlichen Rollenspiel. Mal Forscherin im Laboratorium, mal Conférencière, bastelt sie mit Geräusch und Musik und lockt „All Ears“ in eine sich stets wandelnde Soundlandschaft. Damit die Ohren ganz ohne Augenkonkurrenz zu ihrem Recht kommen, gibt Kate McIntosh auch einen „Darkroom-Tanztee", ganz in Ehren, um 17 Uhr. Alle dürfen im Dunklen tanzen, hüpfen, springen, wie ihnen ums Herz, die Hüften und Beine ist.

Wenn Gin Müller & Gorji Marzban drei Biografien zur Geschlechtsfrage vorstellen, wird es nachdenklich bis ernst. Warum ist ein Mensch mit seinem Geschlecht nicht zufrieden, will das Team in „Trans Gender Moves“ wissen. Tragisch und komisch zugleich sind die nachgespielten, echten Erlebnisse und Situationen. Florentina Holzinger hat ihren schweren Bühnenunfall im Vorjahr noch nicht vergesse. "Recovery" heißt ihr neues Stück, indem sie keineswegs eine schwache Rekonvaleszente ist, sondern eine starke Kämpferin auf dem Weg zur völligen Genesung.
brut simon florian rainer

Ein weiter Sprung und der Verweis auf die Website des brut mit dem ausführlichen Programm, lässt und im Freischwimmer Festival  für „Neues aus Theater, Performance und Live Art“ landen, das sich diesmal "Intim" gibt. Gut, jedes Kind muss einen Namen haben, der eine ist so gut wie der andere und wenn alle immer „closer“ rücken, werden sie bald „intim“ sein. Oder sind sie nur ganz brav privat, also nicht öffentlich? Das wollen sieben KünstlerInnen / Gruppen erforschen und auch wissen, wie kann Intimität im öffentlichen (Theater-)Raum thematisiert werden; wann sind alle Grenzen überschritten, so es heutzutage überhaupt noch welche gibt? Fragen über Fragen, die Antworten erfahren Neugierige vom 5. bis 15. November auf der Bühne und auf freischwimmer-festival.com.

Bevor das Ende dieser durch und durch fragmentarischen Vorschau erreicht ist, muss noch der österreichische Bauernbursch, Tänzer und Performancekünstler von Rang, Simon Mayer angekündigt werden. Der vielfach Talentierte hat sich zwar längst frei geschwommen und schwimmt auch auf seinen ganz eigenen Wellen. Diesmal zwischen Jodeln und Volkstanz, bäuerlichen Ritualen und dem Sitzen auf der Sonnenbank, wenn die Arbeit erledigt ist. „SunBengSitting“ hat Mayer im Frühjahr in der „brutstätte“ (Zieglergasse) ausprobiert und zeigt dieses Stück über Vorurteile und Klischees im Spannungsfeld zwischen Stadt und Land jetzt im Mutterhaus.

Das Letzte ist nicht das Allerletzte sondern nur der Jahresabschluss. Wie innerhalb und jenseits aller Grenzen, wie im intimen Raum und auf öffentlichen Plätzen, wird er auch im brut im Künstlerhaus mit Show und Party und Mitternachtssekt gefeiert. Weil Duckie aus London anreisen und der Wiener Damen-Club Grotesque Fatal, der früher „Burlesque Brutal“ war, seine freche Show zeigt, darf der lange Abend samt Party mit Fug und Recht „Silverstergala“ genannt werden. Reservieren und dann doch vor dem Fernsehkastel sitzen geht gar nicht: Karten kaufen, sonst sind sie futsch und den Mitternachtssekt trinken andere. Das brut ist nicht der große Redoutensaal.

brut Wien, Koproduktionshaus mit den Spielstätten Künstlerhaus und Konzerthaus. Spielplan: brut-wien.at/

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