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malamboniteDas Rufzeichen hinter dem Titel ist Programm für die dreiteilige Tanz-Kreation, die in Form zweier Uraufführungen und einer Österreich-Premiere präsentiert wird: In "Malambo!" passiert etwas, was nicht zu überhören oder zu übersehen ist/sein sollte – so auch der Eindruck nach der Vorab- Präsentation ausgewählter Passagen und Informationen im Rahmen der Tanz Nite; so die Reaktionen des Publikums auf der vollbesetzten Studiobühne der Grazer Oper.

Das Rufzeichen steht (unsichtbar) damit aber auch hinter der Tanzkompanie der Oper Graz und last not least hinter dem Inszenierungsteam: Da werden drei der wesentlichen iberoamerikanischen Musik-Stile Ausgangspunkte zu dem, was Tanz in markanten Sprach-Facetten zu den hier gestalteten, tief emotional-zeitlosen Grundgefühlen des Menschen sichtbar machen kann.

Es dirigiert einer, der, in Südamerika beheimatet, den unmittelbaren Zugang zu diesen Klängen nur abzurufen braucht: José Miguel Esandi, der „seine Gefühle hier mitteilen zu können“ mit Freude entgegensieht.

Da wird einer, geboren in Brasilien, das dem Tango eingeschriebene Temperament und die Leidenschaft in der Uraufführung von „Tangata“ ebenso authentisch in choreografischer Weise umsetzen: Ricardo Fernando Dos Santos, basierend auf seiner Liebe zu Piazzolla wie auf seiner Offenheit unterschiedlichsten, tänzerisch-adäquaten Ausdrucksmitteln gegenüber, sei dies der „Spitzenschuh“ oder aber zeitgenössischer Tanz; und schließlich ausgestattet mit einer soeben wieder offiziell bestätigten Qualität, erhält er doch im Rahmen des Deutschen Tanzpreises 2015 den Anerkennungspreis als herausragender Künstler, der sich um den Tanz besonders verdient gemacht hat.

Vasko Wellenkamp, einer der ganz Großen im portugiesischen Tanz, widmet sich „der“ Musik seines Landes, dem Fado - einer Form, die nicht unbedingt mit Tanz verbunden wird. Doch seine Choreographie „Fado“, die in Graz nun in einer überarbeiteten Version gezeigt wird, wurde international gefeiert, und Carla Pire, die von ihm mitgebrachte Fado-Sängerin, bezeichnet die Wirkung dieses ungewöhnlichen Miteinander als „magical“. Für die ZuhörerIn, ZuseherIn wird jedenfalls der Türspalt, der die Sicht auf diese melancholisch eigenwillige Kunst freigibt, derart um ein wertvolles Stück verbreitert.

In „Estanica“ widmet sich Darrel Toulon dem für das Programm titelgebenden, argentinischen Tanz Malambo. Als Musik wählt er also ein Werk Alberto Ginasteras (zum Teil verwoben mit einem seiner Kompositionen aus jüngerer Zeit), das Elemente argentinischer Folklore mit solchen der modernen klassischen Musik verknüpft. Übergeordnet stellt sich Toulon der Frage, was die Arbeit des Choreographen ausmache, der mehr als „ziselierte Übertragung“ der Musik anstrebe; seine in die „Rhythmik pur“ dieser Musik eingebettete Antwort ist, wie in den zwei präsentierten Auszügen zu sehen war, vielversprechend.

Was es mit der (vielleicht) überraschenden Verbindung zur Folklore auf sich habe, das erläuterte abrundend Dramaturg Helge-Björn Meyer; nicht ganz so ausholend wie es in der eigentlich dafür notwendigen Doktorarbeit geschehen würde und müsste, aber doch getragen von breitem Wissen und der ihm eigenen Lebendigkeit, so dass auch dieser große Brocken an Theorie vom Publikum gern und aufmerksam aufgenommen wurde.

Ricardo Fernandeo meinte am Anfang des Abends, das Programm werde ein Highlight. Das Publikum war sich am Ende des Abends dieser Hypothese weitgehend sicher.
 
Tanz Nite 4 am 4. März 2015 in der Studiobühne der Oper Graz

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