Nach der Wiederaufnahme am 19. Mai steht das romantische Ballett „La Sylphide“ in dieser Saison noch dreimal auf dem Spielplan, zweimal wird der Dreiteiler „Van Manen | Ekman | Kylián“ getanzt. Gleichzeitig bereiten sich die „Jungen Talente“ auf ihren Abend in der Volksoper, das gesamte Ensemble auf die Nurejew-Gala und die Ballettakademie auf ihre Auftritte im MuTh vor. Ein Überblick.
Im Repertoire. Bei der Wiederaufnahme von „La Sylphide“ war Irina Tsymbal in der Titelrolle wieder ganz in ihrem Element. Diese Waldfee ist so verliebt, verspielt und kokett, dass James sich ihr einfach nicht entziehen kann. Denys Cherevychko ist als Solist wie immer technisch brillant, doch bei den Hebungen nicht ganz so firm. Der Pas de trois mit James, seiner Braut Effie (Kiyoka Hashimoto) und der Sylphide gestaltete sich nicht immer mühelos. Doch insgesamt lieferte das Ensemble eine solide Leistung mit tadellosen Rollendebuts von Eszter Ledán und Prisca Zeisel als Solo-Sylphiden (mit Alena Klochkova als dritte im Bunde). Andrey Kaydanovskiy wird als Hexe Madge von Mal zu Mal besser – die Gesten präzise, das Auftreten sicher, die Rache kühl kalkuliert. Animiert klang das Orchester unter der Leitung von Kevin Rhodes. (Weitere Vorstellungen am 24. und 29. Mai sowie am 15. Juni)
Inzwischen hat auch Alexander Ekmans Ballett-Schocker „Cacti“, das bei der Premiere nicht ungeteilte Zustimmung erhielt, seine Fan-Gemeinde gefunden. Jedenfalls wurde das Stück bei der Vorstellung am 15. Mai ausgiebig bejubelt – diese Collage aus postmodernen Tanz-Versatzstücken ist einfach mitreißend. Am 10. und 12. Juni kann man sich davon noch überzeugen. Ganz konträr dazu Kyliáns „Bella Figura“, das in der gesehenen Vorstellung sehr einfühlsam getanzt wurde. Rollendebuts gaben Kiyoka Hashimoto, Rebecca Horner und – hervorstechend – Ioanna Avraam, die dem Abschlussduett mit ihrem Partner Richard Szabó besondere Intensität und Ausdruckskraft verlieh.
Apropos Debuts: diese gibt es zuhauf bei dem Abend „Junge Talente des Wiener Staatsballetts II“ an der Volksoper Wien am 2., 9. und 17. Juni. Dann tritt der tänzerische Nachwuchs aus den Reihen des corps de ballet in den Bühnen-Mittelpunkt, um in Solorollen zu glänzen, unter anderen in Balletten von Roland Petit, John Neumeier, Marius Petipa, George Balanchine oder Maurice Béjart. Das Beste an den "Jungen Talenten" sei, dass Manuel Legris mit den TänzerInnen individuell für diesen Abend arbeitet, finden etwa Greig Matthews und Nina Tonoli, denn dadurch lerne man einfach sehr viel. Natascha Mair profitiert vom Coaching durch Nanette Glushak für Balanchines "Valse-Fantaisie". Als Nachwuchschoreografen treten Trevor Hayden und Attila Bakó in Erscheinung, deren erste im Rahmen von „Junge Choreografen“ uraufgeführte Kreationen ins Programm aufgenommen wurden. Videos mit Probenausschnitten und Interviews mit einigen der TänzerInnen auf der Homepage des Wiener Staatballetts kitzeln die Neugier auf diesen Abend.
Mit der Nurejew-Gala am 28. Juni wird die Saison des Wiener Staatsballetts beendet, und da stehen wieder die (Ersten) SolistInnen im Mittelpunkt. „Nach fünf Jahren ist es schwer geworden, dass es bei dem Programm ausschließlich um Nurejew geht“, sagt Manuel Legris. Doch mit dem Rosenadagio aus seiner „Dornröschen“-Version und dem 1. Akt von „Don Quijote“ ist der Namensgeber keineswegs ausgespart. Neben Repertoirestücken sind bei der Gala auch in Wien unbekannte Werke zu sehen: „Kazimir’s Colours“ von Mauro Bigonzetti, „Moments Shared“ von Rudi van Dantzig oder David Dawsons „On the Nature of Daylight“. Als Gäste tanzen Evgenia Obraztsova und Seymon Chudin vom Bolshoi Ballett („Die Tochter des Pharao“ von Pierre Lacotte); Friedemann Vogel vom Stuttgarter Ballett wird mit Robert Gabdullin die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ interpretieren. Ballettchef Manuel Legris begibt sich mit seiner Ex-Kollegin der Pariser Oper Isabelle Guérin wieder aufs Parkett, beim „Farewell Waltz“ von Patrick de Bana.
Die Ballettakademie der Wiener Staatsoper hat ihre großen Auftritte zum Ende des Schuljahres vor sich. Im MuTh zeigen die SchülerInnen klassische und zeitgenössische Choreografien (5., und 6. Juni). Die Jungendkompanie der Ballettakademie bringt am 8. Juni ein Stück von Natalia Horecna zur Premiere und teilt sich den Abend mit ihren Gästen, der Junior Company des Het Nationale Ballet aus den Niederlanden. Zuvor, am 29. Mai, zeigt der Wiener Nachwuchs mit der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie das Ballett „Moments de la Journée“ von Eveline Téri im Kulturzentrum Eisenstadt.
Infos und Tickets in den jeweiligen Spielorten: Wiener Staatsoper, Volksoper, MuTh, Kulturzentrum Eisenstadt