Das Tanzquartier eröffnet die Saison 2010 / 11 am 1. Oktober. Walter Heun, der künstlerische Leiter und Ulrike Heider-Lintschinger, die kaufmännische Direktorin, können nicht nur auf eine überaus erfolgreiche letzte Saison zurückblicken, sondern auch Aufregendes, Unterhaltendes und zu Herzen Gehendes für die kommende ankündigen.
Vom „Vater des Happenings“ Allan Kaprow (1927–2006) leiht sich das Tanzquartier zur Saisoneröffnung das Motto: „Push and Pull“. Das lässt sofort an sich öffnende Türen denken, an zu verrückende Grenzen. Bei Kaprows waren es Möbel, die geschubst und gezogen werden durften, damit immer wieder ein neues Arrangement in den zwei möblierten Räumen entstehen konnte. Eine echte Möbelkomödie. So nannte der Künstler auch seine 1963 entstandene Installation: „Push and Pull. Eine Möbelkomödie für Hans Hofmann“.
Der Titel für die Performance-Reihe im Oktober ist nicht von ungefähr gewählt, arbeitet doch das Tanzquartier mit dem MuMok (gleich nebenan im Museumsquartier) und der Tate Modern (jenseits des Kanals in London) zusammen. Was Kaprow in seiner Installation demonstrieren wollte, das Aufbrechen tradierter Regeln, die stetige Veränderung und Grenzverschiebung wird mit einer Performancereihe und einem Ausstellungsprojekt erfüllt und weiter gesponnen. MuMok und Tanzquartier sind im Oktober an der Reihe. Das 2. Kapitel schreibt die Tate Modern im kommenden Jahr.
Wie weit die Grenzen tatsächlich gesteckt sind, ist bei der Eröffnungsvorstellung zu sehen: Wie üblich gibt es am 1. Oktober ein Künstlerfest mit Musik und Tanz und einer performativen Rauminstallation. Davor aber, wird Oper gespielt: Die beiden amerikanischen Künstler Gregg Bordowitz und Paul Chan meinen, dass die Oper eine gute Möglichkeit ist, auch spröde Ideen auf emotionale Weise zu erfahren. Das Spröde kommt von Michel Foucault, das Emotionale von Siegmar Aigner, Alexander Braunshör, Dietmar Bruckmayer, Mara Mattuschka und Moravia Naranjo. „The History of Sexuality Volume One by Michel Foucault: An Opera 2010“ (1. + 2. Oktober, TQ) ist eine Uraufführung und zugleich nur ein Fragment des geplanten Gesamt-Epos, für das alle drei Bücher Foucaults als Oper verwirklicht werden sollen.
Höhepunkt und Abschluss der „Push and Pull“-Reihe ist das einmalige und exklusive Gastspiel von Lucinda Childs und ihrer Company. Mitbringen wird die amerikanische Choreografin eines ihrer markantesten Werke: „Dance“ (1979) zur Musik von Philip Glass mit einem Film von Sol LeWitt als Bühnenprojektion. Postmodern Dance in Interaktion mit Minimalismus in Bild und Ton.
Zwischen diesen beiden Eckpunkten findet nicht nur die im Vorjahr von Künstlerinnen und Publikum genossene „Tanz- und Performancenacht“ in Kooperation mit dem brut statt (9. 10.) sondern auch Performances, Lecture-Interventionen, Vorträge und natürlich auch Einführungsgespräche.
Damit ist die Saison im Tanzquartier natürlich nicht zu Ende, nur Motto gibt es keines mehr für die Vorstellungen heimischer und angereister Künstlerinnen und Künstler. Das Programm strotzt nur so von „Uraufführungen“ oder „Österreichischen Erstaufführungen“
Die dritte Ausgabe von „Scores“, einer theoretischen Verdichtung von allem, was Bewegungskünstlerinnen so beschäftigt, entsteht In Zusammenarbeit mit Tim Etschells und untersucht oder beschreibt alles was entkommt: „What Escapes“. Wenn Etschells schon in Wien ist, dann darf er mit seiner Truppe „Forced Entertainmant“ auch auftreten. „The Thrill of it All“ wirbelt am 2. und 3. Dezember über die Bühne der Halle G.
Damit die Kommunikation und Diskussion zwischen Tanzquartier und Künstlerinnen, Theorie und Praxis vertieft werden können und nicht ganz verloren gehen, gibt es „Scores“ auch gedruckt. Keine Beschreibung der Debatte(n), sondern ein Eingreifen, Erweitern und Ergänzen soll die Broschüre sein. „Scores #0 – The Skin of Movement“ liegt im Tanzquartier auf.
Die vielen Frage, die jetzt noch offen sind, etwa nach Namen, Namen, Namen und Daten lassen sich mit einem Klick auf www-tqw.at leicht beantworten.
Tanzquartier, Saison 2010 / 11, Eröffnung am 1. Oktober. 2010. Im MuMok: „Momente des Umschlags. Push and Pull“, vom 6. bis 31. Oktober 2010.