Vom 8. bis 24. April 2011 findet in Innsbruck und Hall i. T. wie seit mehr als 20 Jahren das Osterfestival Tirol statt. Leitmotiv ist diesmal die "Zeit", Wertgegenstand in der Ökonomie, messbare Größe in der Physik, Dimension in der Relativitätstheorie und Rätsel für die Philosophie, mit der wir sorgsam oder auch verschwenderisch umgehen.
Drei Wochen lang will das Osterfestival zum bewussten Erleben der Zeit des Lebens animieren. Weltliche und geistliche, barocke und zeitgenössische Musik helfen dabei, aber auch Aktionen im öffentlichen Raum und Tanzereignisse.
Die Titel der einzelnen Veranstaltungsblöcke darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: „UnZeiten“: An 20 Orten in Innsbruck, Hall und Umgebung finden täglich 20 Minuten des Innehaltens statt. Musik und Texte helfen dabei, über die „Unzeiten der Menschheit“ nach zu sinnen.
„Gottes Zeit“ beschwört der Kammerchor Stuttgart mit dem Marini Consort Innsbruck herauf, wenn Bach-Kantaten erklingen und Michael Schöch Orgelsolowerke von Olivier Messiaen spielt.
„Zeitverloren“ ist garantiert keine verlorene Zeit, bieten doch die Abende Gelegenheit, Erfahrungen mit Zeit zu machen, die das übliche Muster durchbrechen, zum Beispiel mit zwei Meditationsfilmen von Michael Pilz und einer musikalischen Erinnerung an den britischen Komponisten Cornelius Cardew (1936–1981), der dem Osterfestival Tirol besonders verbunden war.
Ein Titel sei noch angeführt, um die Lust am 23. Osterfestival Tirol zu steigern: „Zeitwirbel“ in den Karlheinz Stockhausen (1928–2007) und Gérard Grisey (1946–1998) die Zuhörerinnen ziehen.
Mit drei hochgradigen Tanzveranstaltungen endet das heurige Osterfestival Tirol. „Line of Oblivion / Linie des Vergessens“ ist eine Komposition des jungen in Österreich lebenden mexikanischen Komponisten Arturo Fuentes; Jim Clayburgh hat die Geschichte vom totalen Verlust mit einer Tänzerin (Johanne Saunier), einem Schauspieler (François Beukelaers) und drei Musikern (Carter Williams, Viola d’amore; R. Matarredona und B. Dieltjens, Bassklarinette) inszeniert. Visualisiert wird die innere Qual Eines, der alles, auch seine Identität, verloren hat, durch Videoeinspielungen, akustisch begleitet von Live-Elektronik und der Stimme des mexikanischen Schriftstellers Carlos Fuentes.
Der Tänzer Rachid Ouramdane hat in Kambodscha Geschichte seiner Familie erforscht und sie mit der Besetzung Vietnams durch die USA in Beziehung gebracht. In „Loin / Fern“, tritt er tanzend mit seinem Vater in ein „Zwiegespräch für einen Tänzer“. Für die Abschlussveranstaltung am Ostersonntag bedarf es keiner Werbung: Der gefeierte Tänzer und Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet zeigen mit der Compagnie Eastman das Tanzereignis „Babel [words]“, den letzten Teil der Trilogie, die, ganz der Humanität verschrieben, von den Höhen und Tiefen menschlicher sowie religiöser Beziehung handelt.