Der Opernball 2011 bietet heuer nicht nur Kitsch sondern auch Kunst. Nach Fanfare und Hymne wird Ballettdirektor Manuel Legris seine elektromagnetische Bewegungskunst zeigen. Mit dem Auftritt der Sopranisten Elina Garanca einer der kulturellen Höhepunkte des trotz Direktor Mayers Beteuerungen eher ökonomisch ausgerichteten Ballereignisses.
Zuerst müssen die Hymnen durchgespielt werden, dann zieht das Jungdamen / Jungherren-Komitee ein, wie üblich zur Carl Michael Ziehrers Fächerpolonaise. Die weiß-schwarzen Paare müssen aber noch eine Weile still halten, denn die Profis haben ihren Auftritt. Marschmusik erklingt wenn das Wiener Staatsballett und Studierende der Ballettschule der Wiener Staatsoper einziehen. Hätte Johann Strauß den französischen Ballettdirektor schon gekannt, hätte er vielleicht ihm sein Opus 156 gewidmet; aber zur Zeit der Komposition war ein anderer Franzose in aller Munde: Napoleon. Also steht über den Noten: Napoleonmarsch. Boris Nebyla hat sich für den Marsch und auch für die nachfolgende Polka die passende Choreografie ausgedacht; die Kostüme sind von Annette Beaufaÿs und Philippe Combeau entworfen und von ART for ART hergestellt. In der Electro-Magnetischen Polka von Johann Strauß bilden Ludmila Konovalova und Eno Peci, Irina Tsymbal und Mihail Sosnovschi die Solopaare. Zwischen ihnen, 18 Paaren des Wiener Staatsballetts und den 14 Paaren aus der Ballettschule wird auch ihrer aller Direktor, Manuel Legris (vor kurzem noch Stern / Étoile am Pariser Tanzhimmel) im Zweivierteltakt hüpfen. Dass auch Monsieur le directeur hüpfend beschrieben wird, ist keinerlei Despektierlichkeit des Ausdrucks vielmehr Tatsache. Der „Hüpfer“ ist Bestandteil der Polka, die zwar aus Tschechien stammt, aber der Polin (Polka) gewidmet ist. Wie auch immer, für sein Ensemble und das Renommee des Wiener Staatsballetts tut Manuel Legris ohnehin alles, und alles mit vollem Einsatz. Tanzend oder hüpfend.
Danach kommt nicht die Sintflut sondern Franz Welser-Möst mit den Wiener Philharmonikern, um mit Mozarts Figaro-Ouvertüre den Auftritt der Garanca einzuleiten. Zwei Arien, zuerst ernst, dann heiter und dann darf auch das Eröffnungs-Komitee endlich die Beine bewegen. Ziemlich flink sogar, denn vor dem Donau-Walzer (der das Publikum einlädt aufs Parkett zu stürmen) wird noch einmal gehüpft: Tanzlehrerin Juanita Hieble hat die Straußsche Zäpperl Polka choreografiert. Damit ist dann das Balleröffnungsprogramm beendet und die Augen dürfen über die üppige Blumendekoration im Opernhaus wandern. Die farbenprächtigen Flamingoblumen (Anturien) hat die Republik Mauritius gespendet.
Opernball, Staatsoper Wien, 3. März 2011, 22 Uhr