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„Macht.frei | leben“ steht als Motto über dem 24. Osterfestival Tirol. Wie alljährlich findet das außergewöhnliche Fest der Stille und des Nachdenkens, des Musikhörens und Tanzschauens in den beiden Wochen vor Ostern, vom 23. März bis 8. April, statt. Das Spektrum der Mitwirkenden ist breit gefächert: Junge Tiroler MusikerInnen sind ebenso zu Gast, wie KünstlerInnen von internationalem Rang. Dem Tanz wird diesmal besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Gemeinsam mit ihrem Team hat Hannah Crepaz, künstlerische Leiterin des Festivals, heuer ein vielfältig interpretierbares Motto gewählt. Für sie jedoch ist „Freiheit“ vor allem das wichtigste Grundrecht aller Menschen und so möchte sie mit dem hochwertigen Programm aus Musik, Tanz, Diskussionsrunden, Vorträgen und Filmen auch darauf hinweisen, dass viele Menschen ihr Recht auf Freiheit keineswegs durchsetzen können. Deshalb sind auch heuer wieder Künstler aus Ländern zu Gast, in denen die Freiheit mit Füßen getreten wird: Gäste aus Afghanistan, Korea und dem Iran lenken den Blick über die Alpengipfel und erzählen von Beschränkung und Arrangement, von Flucht und Verstummen.

Weil das Motto des heurigen und der Grundgedanke des Osterfestivals Tirol überhaupt, Freiheit und Offenheit, Toleranz und Neugierde in allen Bereichen, sehr gut auch durch Tanz und Performance auszudrücken ist, werden heuer fünf Tanzabende geboten.

Zum Auftakt zeigt die Tänzerin Yui Kawaguchi gemeinsam mit der Jazzpianistin Aki Takase „Chaconne – Die Stadt im Klavier“. Takase improvisiert am Klavier frei über die alte Musikform „Chaconne“ und Takase tut das Gleiche mit ihrem Körper. Die hörbaren Bilder verwandeln sich durch die Bewegungen der Tänzerin in sichtbare, die im Taktwechsel verfallen und sich neu zusammensetzen. (23.3.)

Chris Haring / Cie. Liquid Loft zeigt sein immer wieder heftig akklamiertes Stück  „Talking Head – plapperklapper“ mit Stephanie Cumming und Luke Baio. Eine gelungene Satire auf die Pseudofreiheit der social media und der Kommunikation in den globalen Dörfern. (31.3.)

Die Berliner Choreografin Helena Waldmann hat für ihr Ensemble (André Soares, Brit Rademund, Moo Kim und Tobias M. Draeger) ein „GlückStück“ geschrieben. Sie stellt die Frage, ob wir überhaupt je genug vom Glück haben oder immer noch mehr wollen,  ob glücklich zu sein, überhaupt ein erstrebenswerter Zustand ist. Die Freiheit zu antworten wird dem Publikum überlassen (1.4.)

Wim Vandekeybus / Ultima Vez reist mit seiner Jugendgruppe an und die ist „voll daneben“. Am Tanzstück „Radical Wrong“ haben die jungen TänzerInnen selbst mitgearbeitet, um ihre Wirklichkeit und ihre Träume auf der Bühne zu gestalten. Eine österreichische Erstaufführung (4.4.)

Der Tanzschwerpunkt wird von der Compagnie Alias unter dem Choreografen Guilherme Botelho beschlossen. „Sideways Rain / Im Zeitlauf“ ist ein großartiges Stück, das sich durch den unaufhaltsamen Strom der Körper selbst erklärt. (8.4.)

Gern erzählt die Festivalleiterin vom großen Orchesterkonzert, das vom Tiroler Landesjugendorchester mit dem Tiroler und Südtiroler Jugendchor unter der Leitung von Oswald Sallaberger aufgeführt wird. Auch in diesem Programm, an dem 180 junge Musiker und Musikerinnen beteiligt sind, wird das Motto lebendig. Aufgeführt wird nämlich Arvo Pärts „Credo“, ein Bekenntnis zum christlichen Glauben, das bei der Uraufführung 1968 zu einem Skandal und anschließendem Musikverbot für den Komponisten und auch den Dirigenten Neeme Järvi geführt hat. Erst acht Jahre später durfte Pärt wieder mit einer Komposition (in gänzlich neuem Stil) an die Öffentlichkeit treten. Im selben Programm stehen auch Werke des Tiroler Komponisten Werner Pirchner. (24.3.)

Natürlich gibt es auch wieder ein breites Angebot für FreundInnen Alter Musik, wobei besonders auf die weniger bekannten „Leçons des Ténèbres“ des spanischen Komponisten Mathieu Aubery, entstanden 1728, aufmerksam gemacht werden soll. Gemeinsam mit dem Mailänder Ensemble Il Suonar Parlante interpretieren die Sopranistin Graziella Gibelli und der Bassist Fulvio Bettini diese hochartifiziellen und überaus expressiven Klagelieder (des Jeremias). (5.4.)

Der zeitgenössische Musikschwerpunkt ist heuer dem Komponisten Klaus Huber gewidmet, der sich selbst immer wieder mit den Themen Freiheit und Unterdrückung auseinandersetzt und, wie Hannah Crepaz sagt, „Musik mit Gewissen“ komponiert. Der Komponist wird selbst anwesend sein, den Film „El pueblo nunca muere“ zeigen und kommentieren (26.3.). Das Ensemble PHACE und der Pianist Michael Schöch werden Hubers Werk „ein Hauch von Unzeit …“ interpretieren und außerdem gemeinsam mit dem Ensemble Korean Music Project ein Werk des koreanischen Komponisten  „Younghi Pagh-Paan“ aufführen. (26.3.)

„MACHT frei | leben: Osterfestival Tirol vom 23. März bis 8. April 2012 in Hall i. T . und Innsbruck. Das genau Programm sowie Informationen zum Kartenkauf sind auf der Website des Osterfestivals Tirol zu finden