Fertigkeit und Engagement. Wenn sechs Personen im Grund eine einzige sind, oder eine Person sechs Gesichter hat, dann muss das kein Chaos sein. Es kann auch Zirkus sein – „Circus Kaos“, in dem sich die Mitwirkenden mit der Normalität oder was sie bedeutet, befassen. „verrücken“ heißt die Kaos-Juni-Produktion, die viel mehr ist als eine Schulabschluss Gala, auch wenn „Circus Kaos“ eine Schule ist. Eine Schule der besonderen Art.
Kinder lernen nicht nur auf der Schulbank, auch unter der Zirkuskuppel, auf dem Drahtseil oder Trapez, mit dem Einrad und hinter Masken kann gelernt werden. Kein Schulwissen, aber Persönlichkeitsbildung, Gemeinschaftsgefühl, Verantwortung. Möglich ist das im Circus Kaos, dem ersten und größten Kinder- und Jugendzirkus Österreichs. Beim freudvollen Erlernen der circensischen Künste erhalten die jugendlichen AkrobatInnen, Gelegenheit, ihre Persönlichkeit über den Körper auszudrücken und zu entwickeln.
Tilmann Schleicher, Mitbegründer des Sportvereins PARA für ganzheitliche Bewegungsausbildung, hat um neue Ideen für die Bewegungs- und Persönlichkeitsentwicklung zu sammeln, Projekte einer „anderen Schule“ in aller Welt studiert, etwa an der berühmten Summerhill School in England oder in der Benposta Kinderrepublik / Spanien. 1991 gründete er den Circus KAOS. Zehn Jahre später entstand die Zirkusakademie Wien, in der in einem zweijährigen Lehrgang Zirkuskünste und Zirkuspädagogik unterrichtet wird.
Das Motto des Circus Kaos – „Kinder machen Zirkus wie sie es wollen“ – basiert auf dem Glauben an die Kreativität jeder Persönlichkeit und deren freie Entfaltung. Dass dennoch Sicherheit und Gesundheit an erster Stelle stehen, ist selbstverständlich. Gefördert wird die persönliche Entwicklung der Kinder (mit ungefähr 17 ist das Leben als Zirkuskind, für viele mit Bedauern, vorbei), aber auch das Zusammenwirken in der Gemeinschaft, Solidarität und Verantwortung. Etwa 350 Zirkuseleven treffen einander von Jahr zu Jahr an verschiedenen Orten Wiens, um Zirkus zu machen, der Freude macht. Nicht nur den Mitwirkenden selbst, sondern auch den ZuschauerInnen, denn was das junge Team vom Circus KAOS öffentlich darbietet, kann sich sehen lassen. Ist weder dilettantisch noch amateurhaft, sondern durchaus professionell, nicht bezahlt, aber mit Liebe und Lust erlernt und dargeboten. Die Engagements bei Film und Fernsehen und öffentliche Auftritte, zuletzt auch bei der Ausstellung „Parallelwelt Zirkus“ in der Kunsthalle Wien, zeugen von der effektiven und professionellen Arbeit im Zirkuszelt.
In den vergangenen 21 Jahren haben bei mehr als 180 öffentlichen Aufführungen mehr als 65.000 Zuschauerinnen gespannt zugesehen und begeistert applaudiert. Nach den jüngsten Produktion, „suchen“ und „ungeplantes ist eingeplant“, ist „verrücken“ die diesjährige Performance. Die Zirkustheaterproduktion ist dem Verhältnis von Normalität zu Diversität gewidmet und hat auch die Vielfältigkeit jeder Persönlichkeit zum Thema. Vor allem aber ist sie bewegt und bewegend, voll künstlerischer Inspiration und professionellem Engagement. Die spannende Thematik kennen die jungen AkrobatInnen aus eigener Erfahrung, kommen doch die Zirkuskinder aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Milieus. Unter der Zirkuskuppel sind sie dann alle gleich und eine Hand muss die andere halten.
Circus KAOS: „verrücken“, Premiere am 24.6. 2012. Weitere Vorstellungen: 25. bis 28.6. 2012, vormittags (Schulvorstellungen) und abends (19.30 Uhr) in KAOS Zirkushalle, Louis-Häfliger-Gasse 10, 1210 Wien.