Renommierte MusikerInnen, Choreografinnen und TänzerInnen, aber auch junge vielversprechende KünstlerInnen bieten seit mehr als 25 Jahren beim Osterfestival Tirol künstlerischen Hochgenuss zur vorösterlichen Zeit. Wim Vandekeybus, Boris Charmatz und Olivier Dubois sind 2014 die choreografischen Höhepunkte im reichhaltigen Programm.
Dem als leicht entschlüsselbares Wortspiel gewählten Motto– spiel T räume – entsprechend, durchzieht das Festival 2014 der Gedanke an sowohl physische wie metaphorische Räume, in denen sich der Mensch immer wieder verirrt, hoffnungsfrohe und böse Träume hat. Neben den Konzerten mit Passionsmusik und zeitgenössischen Kompositionen (mit Bedacht auf „Klang als Bewegung im Raum) sind es auch die Tanz-/Performancedarbietungen, die dem Festival Glanzlichter aufsetzen. Eröffnet wird am 4. April von der Jazzmusikerin Aki Takase und der Tänzerin Yui Kawaguchi. Die beiden Künstlerinnen aus Japan arbeiten seit 2008 gemeinsam an dem Projekt „Die Stadt im Klavier“. Das Klavier wird zum Sinnbild des urbanen Raums, der sich ständig weiter entwickelt und verändert. In dynamischen Wechselspiel zwischen Choreographie und Komposition, zwischen geprobten Sequenzen und Improvisation entsteht das Bild des menschlichen Daseins zwischen Regelsystem und Regelbruch. Kompositorisch hält sich Takase in „Die Stadt im Klavier V“ an die Kadenz. „Cadenza“ findet im Salzlager / Hall am 4.4. statt.
Boris Charmatz setzt sich in seiner Choreografie mit dem Verhältnis von Kinder- und Erwachsenenwelt auseinander und fragt, ob wir alle Marionetten sind oder uns selbst behaupten und organisieren können. Zehn Kinder und 9 TänzerInnen zeigen „Enfant“, ,„ein bewegendes, hoch komplexes Tanzstück, so erhellend wie düster, so brutal wie zärtlich“ lautet das Resümee im tanz Jahrbuch 2012, von dem Charmatz zum Choreografen des Jahres gewählt worden ist.
Wie geschaffen für die Karwoche ist „Élégie“, ein Ballett von Olivier Dubois, zu dem er sich von Rainer Maria Rilkes „Duineser Elegien“ inspirieren ließt. Er versteht sein melancholisches für das Ballet National de Marseille 2013 geschaffenes Stück „wie einen Dialogversuch über das Überleben, über das Jenseits“ und konfrontiert uns mit der menschlichen Endlichkeit.
Rasant endet das Festival am Ostersonntag: Die Gruppe Ultima Vez zeigt Wim Vandekeybus’ viel gepriesenes Stück „What The Body Does Not Remember“. Uraufgeführt 1987 , ist dieses vitale, auch witzige Stück über den Zwang in einem Moment zu entscheiden, sofort zu reagieren, weil keine Zeit zum Nachdenken bleibt, wenn ein Stein geflogen kommt, im Vorjahr mit jungen energiegeladenen TänzerInnen von Vandekeybus neu einstudiert worden. An Faszination hat dieser Parforcetanz nichts verloren.
Die gesamt Fülle des Osterfestivals, großartige Konzerte mit Neuer und Alter (und indischer) Musik, eine Gesprächsreihe mit Gerhard Crepaz und Gästen und andere Zusatzprogramme können auf osterfestival.at nahgelesen und gleich gebucht werden. Besonders hingewiesen sei jedoch noch auf ein Frühstück am Montag, 7.4., bei dem der Autor Ilija Trojanow, ausgehend von seinem Essay „“Der überflüssige Mensch“, im Gespräch mit Univ. Prof. Josef Nussbaumer „die Frage nach der Würde des Menschen im Spätkapitalismus“ zu beantworten sucht.
Osterfestival Tirol „spiel T räume“, 4. bis 20. April 2014. Innsbruck / Hall i.T. / Wattens.