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gabdullin_romeoRobert Gabdullin hat schon bei der Nurejew-Gala 2012 nicht nur Manuel Legris sondern auch das Ballett-Publikum begeistert. Seit September ist er als Solotänzer fix im Wiener Staatsballett engagiert und hat sich sowohl als Romeo wie als Prinz Nussknacker in die Herzen (nicht nur) der Damen getanzt.

Fünf unterschiedliche Choreografien von „Schwanensee“, mindestens drei von „Dornröschen“ und fünf „Nussknacker“ hat Robert Gabdullin in seinem noch gar nicht so langem Bühnenleben schon getanzt.. Während der Weihnachtsfeiertage wird er in der Doppelrolle Drosselmeyer / Der Prinz in Rudolf Nurejews Choreografie des Weihnachtsmärchens nach E. T. A. Hofmmann  seinen sechsten „Nussknacker“ tanzen.

Er ist der klassischer Tänzer par excellence. Längst schon wurde ihm die „Reinheit der Bewegungen und die perfekte Linie der klassischen Tradition“ durch Preise und Pokale bestätigt. Im biennalen Ballettwettbewerb von Perm, „Arabesque“, überzeugte Gabdullin die gestrengen Jurorinnen. Sonderpreise, wie der Marius Petipa Award oder der Geldpreis für die „beste Gesamtleistung zu Musik von Tschaikowsky“ waren ihm sicher. Doch Robert Gabdullin, seit September Solotänzer im Wiener Staatsballett, trägt seine Medaillen nicht vor sich her, brüstet sich nicht mit den Diplomen. Abseits der Bühne setzt er sich nicht in Szene, ist kein lockerer Springinsfeld, kein Schwätzer. Erzählt auch nicht, dass er in der selben Ecke des Reiches geboren und aufgewachsen ist wie der Popstar des Balletts, Rudolf Nurejew, in dessen „Nussknacker“-Choreografie er tanzt. Selbst dass er demnächst in den Kreml eingeladen ist, behält er für sich. Was nicht erfragt wird, wird auch nicht gesagt. Privates soll privat bleiben. Wie er es schafft, die fünf anderen Nussknackerprinzen aus dem Körper zu verbannen, damit der neue einziehen kann, erzählt er voll Engagement: „Das Wechseln ist sehr schwer, da ist wirklich viel zu denken. Du musst das Körpergedächtnis tilgen, dich selbst austauschen und ein ganz anderer werden. Nurejews Doppelfigur ist kein Prinz, wie ich sie schon getanzt habe. Schritt für Schritt merke ich aber, dass der Körper sich ändert. Doch auch wenn du alle Schritte hast, nach zwei Wochen ununterbrochenem Training, bist du noch lang nicht dort, wo du sein sollst. Es ist soviel Dynamik in dieser Choreografie, dazu brauchst du viel Kraft. Und auch eine neue Einstellung, bei Nurejew ist alles anders.“ Schwierigkeiten sind für den Tänzer sind da, um bewältigt zu werden. So kämpft er gleich mit noch einer: Gabdullin will Deutsch lernen und eilt nach dem Training quer über den Ring, um mit Lernwilligen aus aller Welt „Deutsch für Ausländer“ zu büffeln: „I can sprecken Deutsch, ich komme aus Russland.“ Das macht ihn mehr müde, als Sprünge und Kapriolen.

gabdullin-robertZur Welt gekommen ist er nahe der Grenze zu Asien, in der russischen Provinz Baschkortostan, genauer in Swerdlowsk, seit 1991 wieder Jekaterinburg: „Von Staatsangehörigkeit bin ich Russe, aber von Nationalität Baschkire.“ Widerborstiges tiefschwarzes Haar und funkende dunkle Augen geben ihm das exotische Aussehen eines Prinzen aus fernen Landen. Und er hat sie alle getanzt, die schönen Prinzen der klassischen Ballette: Desiré in „Dornröschen“, Albrecht in „Giselle“, Siegfried in „Schwanensee“ und auch den namenlosen Prinzen in „Cinderella“ zu Sergej Prokofievs Musik. Gefallen konnte er in Wien bereits bei seinem Debüt in der Nurejew-Gala 2012 im großen Adagio aus „Raymonda“. Da war Manuel Legris bereits entschlossen, den Solisten des Polnischen Nationalballetts aus Warschau nach Wien zu holen. Dass er hier nicht gleich in der Riege der Ersten Soltänzer tanzt, findet Gabdullin verständlich: „Ich bin doch kaum drei Monate hier. Manuel muss doch schauen, was ich kann.“ In Balanchines schwieriger Choreografie „Stravinsky Violin Concerto“ und als verliebter Romeo (mit Maria Yakovleva als Julia, die auch im „Nussknacker“ seine Partnerin sein wird) konnte er den Direktor bereits überzeugen.

Die Ballettkarriere war Robert Gabdullin von keiner Fee in die Wiege gelegt worden. Seine Heimatstadt, weit von der russischen Tanzwelt entfernt, bot keine richtige Ausbildung für tanzwillige Kinder. Doch „Tanz und Ballett haben in ganz Russland ein hohes Prestige. Meine Mutter unterstützte meinen Wunsch Tänzer zu werden.“ Die Idee, Malerei zu studieren, hat er fallen gelassen, als er mit 12 im Studio „Der Nussknacker“ des städtischen Balletttheaters seine Ausbildung begann. Nach dem Abschluss erhielt er ein Engagement im Ballettensemble der Oper von Jekaterinburg und studierte gleichzeitig an der Universität Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt: Theatermanagement. Bald war er zwar Erster Solist, aber noch lange nicht zufrieden. Da erbarmte sich Terpsichore und schenkte dem 24jährigen ein Engagement in Perm, der großen Hafenstadt an der Kama: „Auf einmal stand die Ballettwelt offen. Ich konnte Tourneen machen nach Europa und Kanada, wurde als Gast bei große Compagnien engagiert und lernte, für mich neue, Ballette kennen.“ Die Erfahrungen wurden mit einem Engagement an das polnische Nationalballett belohnt. Als er im heurigen Jänner dort zum Ersten Solisten avancierte, fühlte er sich fit genug, in Wien vor zu tanzen. Manuel Legris war beeindruckt.

Auch wenn Robert Gabdullin vor allem als Danseur noble in klassischen Balletten begeistert hat, so ist er für alles Neue offen: „Ich mag Herausforderungen, dass ich das dramatische Ballett kann, weiß ich schon. Aber ich will auch anderes versuchen. Alles ist interessant, auch wenn keine Geschichte dahinter steht.“ Eifrig trainiert er deshalb zur Zeit die „Mazurka“ in Lifars „Suite en Blanc“, aber träumt von der Rolle des leidenschaftlichen Des Grieux in Kenneth MacMillans „Manon“. Die Besetzung für die Vorstellungen im Februar 2013 steht noch nicht fest. Der Traum könnte wahr werden. Davor aber darf er Ende Dezember an der Oper von Bordeaux als Prinz Desiré Ljudmila Konovalova wach küssen. Wieder mal in einer neuen Choreografie.

„Der Nussknacker“: Drosselmeier/Der Prinz, 23. und 25. (13 Uhr) Dezember, Staatsoper.

Für die Nachmittagsvorstellung am 25. sind noch Karten vorhanden. Alle anderen Vorstellungen (23. , 27. und 28. Dezember 2012) sind restlos ausverkauft.

 

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