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etudesHarald Landers „Études“ ist eine der Choreografien bei der nächsten Premiere des Wiener Staatsballetts, „Ballett-Hommage“, am 15. Dezember in der Wiener Staatsoper. Das Stück zeigt den harten Weg vom Eleven bis zur technischen Perfektion des Solisten und ist pures klassisches Ballett ohne Handlung und Ausstattung. Seine Witwe Lise Lander spricht über das Vermächtnis des dänischen Choreografen.

Harald Lander (1905-1971) war Ballettmeister und Choreograf am Königlichen Theater in Kopenhagen und danach an der Pariser Oper. Er hat unter anderem bei Michel Fokine studiert und gilt als Erneuerer und Bewahrer der romantischen Ballette von Auguste Bournonville.

Nach seinem Tod vergibt Landers Ehefrau Lise Lander die Aufführungsrechte für „Études“ sehr streng und wählerisch, ausschließlich an Compagnien, die in ihren Augen den hohen Ansprüchen des auf Präzision basierenden Stückes gerecht werden. In Wien überwacht sie die Einstudierung, die Thomas Lund leitet.

tanz.at: Sie waren dreißig Jahre jünger als Harald Lander. War das kein Problem?
Lander: Ich verliebte mich 1957 in den Mann, nicht in den berühmten Choreographen und Tänzer. Vielleicht wäre es ein Problem gewesen, wenn ich, wie seine beiden früheren Ehefrauen, auch Ballerina gewesen wäre. Aber ich studierte noch Englische Literatur an der Sorbonne und wollte Journalistin werden. Von Ballett hatte ich keine Ahnung, doch Harald brachte mir alles bei. Er lehrte mich das richtige Sehen und unterrichtete mich auch, aber lediglich zum Privatvergnügen.

tanz.at: Sie wurden dann auch Haralds Assistentin und nicht Journalistin. Haben Sie das nicht bedauert?
Lander: Nie, denn es war großartig. Ich lernte zu organisieren und er brachte mir unglaublich viel bei. Und schließlich vertraute er mir sein Vermächtnis an und wollte, dass ich allein es bewahre. Journalistin wurde ich sogar später auch noch, nach seinem Tod.

tanz.at: Dann haben Sie sogar mit der Exehefrau Ihres Mannes, der berühmten dänischen Ballerina Toni Lander, zusammen gearbeitet.
Lander: Wir hatten immer ein korrektes und gutes Verhältnis und nach Haralds Tod entstand eine tiefe Freundschaft. Sie hatte die „Ètudes“ getanzt und gemeinsam haben wir das Stück an verschiedenen Häusern herausgebracht. Sie konnte es mit den Tänzern einstudieren und ich konnte sehen, ob es passte. Toni starb 1986 und dann musste ich leider jemand anderen suchen, denn allein konnte ich diese Arbeit nicht machen. Ich fühlte mich aber der Verantwortung gegenüber meinem Mann verpflichtet. So habe ich mit anderen Tänzern zusammen gearbeitet, und sogar für die Berlingske Tidende in Kopenhagen geschrieben.

tanz.at: 2005 gab es dann eine Zäsur – sie ließen die „Ètudes“ komplett neu einstudieren.
Lander: Ich hatte das Stück ausnahmsweise eine Zeit lang nicht gesehen, denn mein damaliger Ehemann war sehr krank. Und als ich 2005 zum hundertsten Geburtstag von Harald Lander ins Königliche Ballett ging, um die Jubiläumsvorstellung von „Ètudes“ anzusehen, wusste ich: daran muss man dringend wieder arbeiten. Es gab kleine Fehler in der Choreographie und insgesamt fehlte die Seele dieser abstrakten Arbeit. Seither überwache ich die Einstudierungen und nur die besten Compagnien dürfen es tanzen.

tanz.at: Dazu gehört nun auch das Wiener Staatsballett.
Lander: Manuel Legris kenne ich natürlich aus Paris. Er ist ein begnadeter Künstler und hat hier wunderbare Arbeit mit dem Ensemble geleistet. Er hat mich gefragt und ich wusste – wenn er es machen will, dann können die Tänzer es auch!

Manuel Legris zu „Ètudes“: "Es ist das beste Ballett, das man für eine Compagnie auf dem Niveau des Wiener Staatsballetts haben kann, um die Tänzer in Topform zu halten! Hier wird der Alltag des Tänzers durch die Demonstration des Tanzes auf der Bühne zur Realität. Es ist eine Herausforderung für die Tänzer und sie werden durch diese Darbietung reiner Technik zweifelsohne stärker und stärker."

Wiener Staatsballett: „Ballett-Hommage“, Werke von William Forsythe, Natalia Horecna, Harald Lander. Ab 15. Dezember in der Wiener Staatsoper.

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