Die Tanz- und Ballettstudios aus Wien und Niederösterreich haben sich zusammengeschlossen und fordern in einem Offenen Brief an die Bundesregierung einen konkreten Plan zur schrittweisen Wiederherstellung des Unterrichtsbetriebs ab Anfang Juni. Die Initiative muss dabei an mehreren Fronten um ihr Überleben kämpfen.
Das vielfältige künstlerische Tanzangebot in den Tanz- und Ballettstudios ist zwar ein weithin geschätzter, in der Kulturszene aber grob unterschätzter und weithin ignorierter Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Dabei wenden sie mit ihren Angeboten der künstlerischen Tanzpraxis, von klasssischem Ballett über Jazzdance bis zu zeitgenössischem Tanz an weite Teile der Bevölkerung und an alle Altersgruppen, von Kindern bis SeniorInnen.
Gleichzeitig werden Tanz- und Ballettstudios häufig mit Gesellschaftstanzschulen verwechselt, unterliegen aber nicht wie diese dem Tanzschulgesetz und gehören auch nicht dem Tanzsportverband an.
Von den Betriebsschließungen seit Mitte März und den damit verbundenen Umsatzeinbußen sind sie durch anhaltende Betretungsverbote besonders stark betroffen. Doch während ganz Österreich langsam wieder hochfährt, gibt es für die Tanz- und Ballettstudios bis heute keine verlässlichen Informationen, wann und unter welchen Auflagen sie den Betrieb wieder aufnehmen dürfen.
Deshalb haben Nadja Puttner, Choreografin und Inhaberin eines Tanzstudios in Wien Neubau, und Andrea Nagl, Tanzpädagogin und Choreografin, kürzlich die „Initiative Tanz- und Ballettstudios Wien und Umgebung“ ins Leben gerufen, an der sich an die 40 Studios beteiligen, um ihre überlebenswichtigen Anliegen mit einer Stimme vertreten zu können. Denn nach wochenlangen Behördenmarathons, einer Flut von widersprüchlichen Auskünften und einer Odyssee durch den Verordnungsdschungel ist den InhaberInnen der Tanz- und Ballettstudios vor allem eines klar geworden: für das offizielle Österreich existieren sie nicht!
Besonders die ständige fälschliche Zuordnung zu Gesellschaftstanzschulen und Fitnessstudios macht den BetreiberInnen der Tanzstudios schwer zu schaffen: „Die ständig auftretende Verwechslung mit den Tanzschulen hat in den letzten Wochen zu einer grenzenlosen Verwirrung in der Kommunikation mit den zuständigen Behörden und zu einer starken Verunsicherung geführt“, so die Initiative. „Wir unterrichten keine Gesellschaftstänze und in der Regel keinen Paartanz und brauchen daher andere Richtlinien. Auch die Auflagen für Fitnessstudios, auf die wir immer wieder verwiesen werden, lassen sich nicht pauschal auf den künstlerischen Tanzunterricht umlegen“, sagen die Initiatorinnen. Die Tanz- und Ballettstudios
Die Tanz- und Ballettstudios fordern deshalb in ihrem offenen Brief Planungssicherheit zum Hochfahren des Kursbetriebs und haben dafür detaillierte praxisbezogene Richtlinien für Hygiene und Abstand-Maßnahmen für den künstlerischen Tanz ausgearbeitet. Außerdem brauchen sie rasche und wirksame staatliche Unterstützung sowie die Anerkennung ihrer Tätigkeit als Kunst mit den damit verbundenen Fördermöglichkeiten.
Ziel der „Initiative Tanz- und Ballettstudios in Wien und Umgebung“ ist es, dass durch ihr Engagement das Weiterbestehen der von der Corona-Krise schwer geschüttelten Tanz- und Ballettstudios gesichert werden kann, und damit ein Fixpunkt im Leben tausender tanzbegeisterter Menschen in Österreich.
OffenerBrief_Tanzstudios_190520.pdf