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Jackson iconIhn „nur“ als „Tanzkritiker“ zu bezeichnen, würde nicht ausreichen, ihm gerecht zu werden – George Jackson, am 5. August 2024 im 93. Lebensjahr in New York gestorben, ist dem Bühnentanz in allen seinen Erscheinungsformen in schriftstellerischer Manier auf den Grund gegangen. Zuletzt zum Doyen der US-amerikanischen Tanzschreibenden geworden, war er – und das soll hier hervorgehoben werden – außerhalb Europas der profundeste Kenner und beharrsamste Propagierer Wiener Tanzkunst. 

Am 10. Dezember 1931 in Wien geboren, sein Vater war der in der Heinestraße 30 ordinierende Arzt Dr. Arthur Jakobowicz, gehört er wohl zu jenen, deren Liebe zum Tanz durch Josef Hassreiters „Die Puppenfee“ und durch die darin als Trommlerin auftretende Gusti Pichler entfacht worden ist. Sie war auch eine der drei Protagonistinnen in George Jacksons Beitrag „Three Dancers from the Day before Yesterday“, der 2011 auf tanz.at erschienen ist.

Als Siebenjähriger aus Wien vertrieben – sein vorgesehenes quasi tänzerisches Debüt als „Vorläufer“ in einem geplanten Sonja-Henie-Schaulaufen in Wien war ihm dadurch genommen worden –, gelangte er mit einem Kindertransport nach England, schließlich mit seinen Eltern nach Chicago, wo er ein Biologiestudium abschloss – Dr. Jackson war hochangesehener Mikrobiologe. Jackson3

Seine Leidenschaft für den Tanz lebte in seiner neuen Heimat durch einen Besuch des Ballet Russe de Monte Carlo wieder auf, sie ließ ihn in New York Unterricht nehmen bei Vincenzo Celli (gut möglich, dass er diesen Lehrer deshalb wählte, weil er einst in Wien an der Volksoper im Ballettensemble der ehemaligen Hofopernprimaballerina Irene Sironi aufgetreten ist). Auf die unüberschaubare Fülle seiner Schriften über Tanz einzugehen, die der jahrzehntelang in Washington ansässig gewesene George Jackson seit den frühen Fünfzigerjahren veröffentlicht hat (darunter auch einige von Wien aus in Auftrag gegebene), muss hier verzichtet werden. Nicht aber auf die Erwähnung seiner im seinem letzten Lebensjahrzehnt erschienenen literarischen Hervorbringungen „King of Jerusalem“ (2014) und „Burn, Berlin, Burn!“ (2018). Der Name des Autors: Hans Georg Jakobowicz. 

Die Fernsehübertragung des nächsten Neujahrskonzerts  der Wiener Philharmoniker wird ohne den Stammzuseher Hans Georg/George Jakobowicz/Jackson stattfinden. Verbunden mit unverhohlener Rüge, hat er immer wieder die Auflistung der Namen aller bisherigen Choreografinnen und Choreografen der Tanzszenen dieses Events eingefordert. Dies soll nun im Andenken an den bis zuletzt an seiner Bindung zu seiner Geburtsstadt unverbrüchlich Festhaltenden nachgeholt werden. Für die Schaffung der Tänze zeichneten also verantwortlich: 

Dia Luca (1959–1962, 1964–1966, 1968–1972), Willy Dirtl (1963), Richard Nowotny (1967), Alois Mitterhuber (1973, 1974), Gerhard Senft (1974, 1975), Gerlinde Dill (1974–1993, 1995), Anne Woolliams (1994), Renato Zanella (1994, 1995, 2000, 2001, 2003, 2005, 2010, 2017), Heinz Spoerli (1996, 1998), Maija Plissezkaja (1997), John Neumeier (1999, 2006), Vladimir Malakhov (2002, 2005, 2009), Boris Eifman (2003, 2004), Christian Tichy (2007, 2008), Nicolas Musin (2008), Lukas Gaudernak (2009), Jean-Guillaume Bart (2011), Davide Bombana (2012, 2015, 2018, 2024), Ashley Page (2013, 2014, 2023), Kathrin Menzinger/Vadim Garbuzov (2014), Jiří Bubeniček (2016), Andrey Kaydanovskiy (2019), José Carlos Martínez (2020, 2021), Martin Schläpfer (2022).