Hat man sich einmal den Ruf erworben, vor nichts zurückzuschrecken, lässt es sich tänzerisch auch gut in völlig neue Areale vordringen. Rechtzeitig zum Pride Month Juni und passend zur sehenswerten Ausstellung „On Stage“ über die Bühne als Kunst - und vice versa, die Kunst als Bühne – schrieb das Wiener Mumok/Museum moderner Kunst Voguing-Workshops aus. Und lange werden Sie ja nicht raten müssen, wer sich da hingestürzt hat!
Vogue oder Voguing entstand in den 1970er-Jahren in New Yorks Harlem, als die Ballrooms zu boomen begannen und die afro- und lateinamerikanische Homosexuellenszene Ausdrucksmöglichkeiten suchte.
Voguing, der Begriff ist tatsächlich der 1892 (!) erstmals erschienenen Modezeitschrift Vogue entliehen. Und entlehnt ist auch der Voguing-Stil von den Laufstegen dieser Welt. Posen, Catwalk, eckige, pointierte Bewegungen, gerade Linien, Betonung von Mimik, Kniearbeit, durchaus auch im Frage-Antwort-Modus der Tänzer:innen.
Als alter, weißer Männerprototyp hatte ich mir – sicherheitshalber – einen bunten Seidenschal meiner Liebsten gerafft. Bei allem, was man von der Szene so hört, könnte es ja sein, dass man ein wenig Pfauigkeit von den Workshoppern erwarten würde. Aber mitnichten! Mit meinem Schälchen wäre ich tatsächlich nicht nur der Älteste, sondern auch der Auffälligste unter den Teilnehmer:innen gewesen. Das waren alles so was von unauffälligen, trotzdem sehr netten Menschen!
In Kürze hatten wir das Prinzip verstanden, was aber nicht heißen soll, wir hätten es auch schon umgesetzt. In dem Zweistundenworkshop konzentrierten wir uns nur auf die Arme und Hände und ließen die Beine Beine sein. Das war schon herausfordernd genug. Pop, House und Hiphop dominieren im Voguing, Madonna schuf sogar einen Song: „Vogue“. Zum Abschluss jedoch zeigte uns unsere tolle ukrainische Dozentin vom Verein Eat Slay Love Vienna, dass auch Mozarts Rondo Alla Turca zu voguen geht.
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