Nicht immer sind es hoch willkommene Geschenke, die wir unserem sommerlichen Überraschungspaket entnehmen. Vielmehr Gedanken, denen wir nachhängen, Flöhe, die wir ins Ohr gesetzt bekommen, Löcher, die wir in die Luft gestarrt haben, und die uns Blähungen im Hirn verursacht haben.
Es sind die langen Sommerpausen, die trainingsfreien, die nicht nur Muskel atrophieren, sondern auch unsere Neuronen. Die lassen dann alles durch, das mangels Relevanz eigentlich vor der Tür bleiben könnte.
Bevor ich jetzt noch lange herumrede: Milan Kundera, kürzlich verstorben, brachte uns die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Ich habe diesen Sommer die unerträgliche Endlichkeit des Daseins erfahren dürfen (müssen, können).
Seit einem simplen Sturz im sonnigen Süden ist seit Juni (!) meine Schulter beleidigt. Bizeps-Muskel- wie auch Sehnen-Einriss. Hervorragende Ärzte und meine physiotherapeutische Dauergefährtin mühen sich seit Wochen mit mir ab, setzen Stoßwellen, Therabänder, Vierfüßlerübungen, Salben ein, um mich wieder schmerzfrei und fit zu machen. Sogar das gute alte Schröpfen ließ ich über mich ergehen. Die Panik, bis Oktober, dem Beginn der verschiedenen Tanztrainings, nicht zu funktionieren, ist groß.
Soweit zum körperlichen Schmerz. Dem gesellte sich noch der Kopf- und Bauchschmerz hinzu: „Du wirst in Deinem Alter körperlich nicht mehr aufbauen, sondern nur mehr erhalten können“. Dieser Satz meines hochgeschätzten Physio-Engels schmetterte mich fast noch mehr nieder, als meine zerstörte Schulter. Gut, sie revidierte, nachdem sie sah, dass ich die Dosis Antidepressiva verzehnfachen musste: „Naja, wenn man sehr viel trainiert, ist schon noch was drinnen“, erklärte sie anderntags.
Wenn es Ihnen ähnlich geht, empfehle ich Ihnen, die kleinen Mutmacherchen zu notieren: „Bist Du im Herbst ohnehin wieder dabei?“, fragte mich eine Trainingskollegin zu Semesterschluss. „You are so inspiring“, eine andere, bei einem Workshop.
Also gehen wir es an: schließen wir die Überraschungspakete mit dem ganzen Mist, sind wir im Herbst wieder dabei, und: Bleiben wir so inspiring!
Wenn Sie mir schreiben möchten, bitte, sehr gerne:
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