Wenn der Fasching fett- und mayonnaisegeölt in die (ohnehin auch nicht mehr wirklich unüppige) Fastenzeit hinübergleitet, erlaube ich mir, ein wenig innezuhalten, Gedanken zu hegen, die nicht zum lauten Schenkelklopfgelächter eignen. (Sie sehen: Auch Depressionen lassen sich mit ein bisschen Wortgeschwurbel schön umschreiben!)
Die heilende und aufhellende Wirkung des Tanzes wurde schon in Urzeiten beschworen. In der Neuzeit haben Pioniere der Seelenkunde wie Alfred Adler und Sigmund Freud, später Jacob Levy Moreno oder Fritz Salomon Perls den Wirkwert des Sich-Bewegens, Tanzens, erkannt.
Das Ganze wäre aber wahrscheinlich graue Theorie geblieben, wären nicht auch Tänzer*innen und Praktiker*innen ans Werk gegangen. Rudolf von Laban ist wohl der Prominenteste von ihnen. Verfeinert und neuen Erkenntnissen angepasst wurde Labans Arbeit jedoch von mehreren seiner Schülerinnen. Davon eine, Irmgard Bartenieff, gilt als „Ur-Mutter“ der Tanztherapie. Die Tänzerin, Physiotherapeutin und Forschungsassistentin am Einstein Medical College/New York trug durch ihre systematische Beobachtung und Evaluation der Patient*innen dazu bei, die „Fundamentals“ der Körperarbeit festzuschreiben und später auch zu unterrichten.
Ihre Arbeit wirkt bis in unsere Gegenwart hinein. 1988 wurde der Europäische Verband für Laban/Bartenieff Bewegungsstudien - Eurolab gegründet, der keinen Zweifel von der Zeitgemäßheit der Tanzpioniere aufkommen lässt.
Während so richtige seelische Störungen erst einmal ausschließlich Fachleuten für die Seele anvertraut werden sollten, lässt sich die eine oder andere Verstimmung, der eine oder andere Weltschmerz aber schon wegtanzen. Sei es durch Konzentration auf Haltung und Schrittfolgen, sei es durch das Aufgehen im Bewegungsfluss und der Musik – einige Zeit den ganzen Wahn-Sinn beiseite lassen und damit auch Kraft für Zukünftiges sammeln, das geht!
„Kleine Seele/springst im Tanze/legst in warme Luft den Kopf/hebst die Füsse aus glänzendem Grase/das der Wind in zarte Bewegung treibt…“
Ich musste dreimal nachschauen, um wirklich glauben zu können, dass diese Gedichtzeilen vom Meister des Düsteren und Unwirklichen stammen, dessen hundertsten Geburtstag wir in diesem Jahr begehen: Franz Kafka. Und wenn der es so sah, dann muss dieser dummen, unnützen, wichtigsten Nebensache der Welt wirklich große Kraft innewohnen.
Wenn Sie mir schreiben möchten, bitte, sehr gerne:
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