Der zweite Teil der Artikelfolge, die der 400-jährigen Geschichte des Wiener „Haus-, Hof- und Staatsballetts“ gewidmet ist, geht vom Stichjahr 1722 aus. Er nimmt ein Ereignis zum Anlass, das die bereits vorhandene, am Hof agierende – ausschließlich männliche – professionelle Tänzerschaft per Kaiserlichem Dekret um eine „Hofscholarin“ (heute Elevin) erweiterte. Damit waren endgültig die Weichen für ein Wiener Ballettensemble im heutigen Sinn gestellt. Die Tänzerin, Johanna Scio, entstammte – ein Charakteristikum des darstellenden „Personals“ nicht nur dieser Zeit – einer Tänzerfamilie.
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Für das Wiener Staatsballett steht ein denkwürdiges Ereignis an: Der 22. August 2022 markiert die 400. Wiederkehr seines Geburtstags! Als Gründerpersönlichkeit kann Kaiserin Eleonora angesehen werden, die am 22. August 1622 eine Huldigung an ihren Gemahl Ferdinand II. organisierte und choreografierte. Mit Eleonora war die in Italien führende Mantuaner Musiktheaterkultur nach Wien gekommen, in Sachen Ballett erwies sich dieser Transfer als besonders nachhaltig. In Jahrhundertschritten soll in diesem und in vier folgenden Artikeln der Entwicklung des Wiener „Haus-, Hof- und Staatsballetts“ nachgegangen werden.
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Nach 75 Jahren ist die vor fünf Jahren in Budapest verstorbene ungarische „Bewegungskünstlerin“ Eva E. Kovács (1922–2017) im Körper von Boglárka Börcsök in sechs ImPulsTanz-Vorstellungen im mumok nach Wien zurückgekehrt. Zusammen mit ihren ebenfalls schon verstorbenen Kolleginnen Irén Preisich (1915–2017) und Ágnes Roboz (1926–2021) hat sie in der Performance „Figuring Age“ von Börcsök Besitz ergriffen, gemeinsam machen sie die an der Linzer Anton-Bruckner-Privatuniversität und bei P.A.R.T.S. in Brüssel Ausgebildete zu einer von drei guten Geistern Besessenen.
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Zu Neumeiers Hamburger „Die Unsichtbaren“ und einer „Wiener Liste“. Wäre John Neumeier nicht schon in Frankfurt und erst recht in Hamburg als ensembleleitender Choreograf gebührend gefeiert worden, müsste man ihn nun ob seiner Produktion „Die Unsichtbaren“ bekränzen! Diese Ehrung wäre umso mehr angebracht, als er – der gebürtige US-Amerikaner (!) –, dem, wie er schreibt, Deutschland so viel gegeben habe, es als seine Aufgabe ansehe, sich zu revanchieren. Dazu gehöre es auch, an all die durch die Nationalsozialisten verfolgten, heute oft kaum mehr bekannten TanzkünstlerInnen zu erinnern. Auch durch seine Initiative wird es nun möglich, diesen „Totenkränze“ zu flechten.
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Die Lebensspanne des Malers, Bühnenausstatters und Ballettimpresarios Georg Kirsta erstreckte sich – zumeist gezwungenermaßen – über drei unterschiedliche kulturelle Räume. Dank seiner künstlerischen Vielseitigkeit und seines Charismas gelang es ihm, in jenen Orten, die er als Lebensabschnittsmittelpunkte gewählt hatte – Kiew, Wien, London –, in führenden Positionen Teil der jeweiligen Stadtkultur zu werden. In den frühen Zwanzigerjahren brachte er Kiewer Tanztheateravantgarde nach Wien, in den Fünfzigern wurde der Wahlwiener in London zum letzten Leiter des Original Ballet Russe.
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Die erschütternden Ereignisse der letzten Tage lassen auch an all jene in der Ukraine geborenen Künstlerinnen und Künstler des Tanzes denken, die als Ballettmeisterinnen und Ballettmeister, Choreografinnen und Choreografen, Pädagoginnen und Pädagogen, Solistinnen und Solisten sowie tanzaffine Musiker hierzulande diese Kunst bereichern oder bereicherten.
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Nach nur drei Vorstellungen entschwand das am 18. November 2021 von Ballettdirektor Martin Schläpfer präsentierte neue Programm „Im siebten Himmel“ des Wiener Staatsballetts den Blicken der Zuschauer. Der dreiteilige Abend ist Opfer der Pandemie geworden. Im Falle von Marco Goeckes Kreation „Fly Paper Bird“ (Musik: Gustav Mahler) – das Mittelstück des Programms – ist dies umso bedauerlicher, als die Nachgedanken und -bilder, die das Werk hervorrufen, sich im „Rückspüren“ erheblich zu weiten scheinen.
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Die für die laufende Saison an der Volksoper Wien programmierte Premiere von „Lady in the Dark“ ist ein guter Grund, sich einer Dame zu erinnern, die, im hellsten Scheinwerferlicht stehend, 1941 am Alvin Theatre in New York neben Kurt Weill (Musik), Moss Hart (Buch) und Ira Gershwin (Gesangstexte) als Choreografin zu den Uraufführungs-Autoren dieses „Musical Play“ zählte: die gebürtige Wienerin Albertina Rasch! Die „New York Herald Tribune“ mit ihrem legendären Ballettkritiker Walter Terry nannte die Arbeit der Rasch „a bang-up job“.
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Ende Juli 2021 vermittelte beim Vienna International Dance Festival ImPulsTanz Jérôme Bels Lecture Demonstration „Isadora Duncan“ dank Elisabeth Schwartzs Duncan-Kompetenz die erwarteten Einblicke in das Schaffen der amerikanischen Tanzpionierin. Schon vier Wochen später kam es beim Theater-an-der-Wien-Gastspiel des Hamburg Ballett John Neumeier mit dem im Mai 2021 in Hamburg uraufgeführten „Beethoven-Projekt II – Meine Seele ist erschüttert“ zu einer – diesmal überraschenden – Wiederbegegnung mit dem „Mythos Duncan“.