Ballettklassik auf Hochglanz. Die Story ist simpel: Mitten hinein in die Feierlichkeiten zu Raymondas Namenstag platzt der feurige Sarazenenfürst Abderakhman. Mit der sinnlich-erotischen Urgewalt des Exotisch-Fremden begehrt er die junge Gräfin von Doris zur Frau. Am Ende bezahlt er sein forsches Begehren in einem Schwertduell – der einzigen impulsiven Action-Passage der Choreografie – mit dem Leben.
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Mit seiner letzten Solo-Performance hat Akram Khan dem Ersten Weltkrieg ein tänzerisches Denkmal gesetzt. Zwar ist der der 44-Jährige einziger Tänzer, doch der Dialog mit fünf fabelhaften MusikerInnen, das Bühnenbild und das kongeniale Licht- und Sounddesign sorgen für vielfältige Ausdrucksebenen und Interaktionen. Welche Narrativa – vom Soldaten bis zu Prometheus – Khan auch immer in „Xenos“ hineingepackt hat, das Ergebnis ist ein eindringliches und beklemmendes Gesamtkunstwerk.
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Partizipation ist Programm im Dschungel Wien. Nach der Präsentation der Jugendgruppen im „Theaterwild Festival“ lädt das Theater Foxxfire nun das Publikum auf eine Reise ins Land von „Glaube, Liebe, Glück“ ein und offeriert in feiner New Age Manier esoterische Beratungsszenarien. Während die Wildwechsel-Gruppe in der Produktion „Wir retten die Welt und globalisieren uns köstlich“ durch darstellerische Präzision brillierte, setzt Foxxfire diesmal ganz auf Selbstfindung.
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Die Schrecken in Flüchtlingscamps. Wie aus weiter Ferne dringt Benno Heisels Musikkollage in den Raum. Mal ist sie lauter, mal leiser. Ein sonores, in sich zerfetztes Symbol aus Gegenwart und Erinnerung. „Waignedeh/Morgen“ des Choreografen Taigué Ahmed, der aus dem zentralafrikanischen Tschad stammt, konfrontiert mit dem Stillstand von Leben. Seit 2005 führt die von ihm gegründete Organisation Ndam Se Na (Gemeinsam tanzen) Tanzworkshops in Flüchtlingslagern im Süden seiner Heimat durch.
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Hier hat einer alles umgekrempelt. Das kommt einem schon beim Betreten des Zuschauerraums in den Sinn. Vom überbauten Portalrahmen des Leipziger Opernhauses hängt – sichtbar nach hinten geneigt – die auf einem Transparentvorhang angebrachte Abbildung einer opulent verzierten Saalwand herab. Vorlage war wohl der prächtige Rokokofestsaal aus dem Augsburger Schaezlerpalais. Nur dass sich in den beiden Gemälderahmen kein bunt-exotisches Federvieh tummelt, sondern zwei tote Schwäne zu sehen sind.
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Das Hamburg Ballett gastierte mit „Die Möwe“, einem Ballett aus dem Jahr 2002, in Wien. Für seine Version des Dramas von Anton Tschechow wählte Choreograf John Neumeier hauptsächlich Musik von Dmitri Schostakowitsch, die vom Wiener KammerOrchester unter der Leitung von Markus Lehtinen interpretiert wurde. Dass auch Neumeier, der gerade seinen Vertrag bis zu seinem 50. Jubiläumsjahr 2023 als Hamburger Ballettchef verlängert hat, choreografisch irren kann, wurde an diesem Abend bald klar.
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Aufstieg und Fall Marilyn Monroes auf der Bühne umzusetzen, verlangt allen Beteiligten einiges ab. Es bedeutet, in eine fremde Haut zu schlüpfen und sich emotional mit einer Filmikone zu identifizieren, die sich zielstrebig-geltungsbedürftig zur glamourös-verführerischen Kunstfigur stilisierte. Ummodelung des kompletten Ichs inklusive. In Monroes kurzem Leben verschwimmen Realität und Fiktion völlig. Geprägt war es von ihrer Suche nach Perfektion und dem Hunger auf Liebe, Erfolg und Anerkennung.